"Nur für den Klassenerhalt sind wir nicht angereist"

Herning. Ob die Regie der Eishockey-WM die Musik vor dem Spiel zwischen Deutschland und Südkorea am vergangenen Mittwoch bewusst oder unbewusst ausgewählt hatte, ließ sich nicht eruieren.

Daniel Pietta auf dem Eis.

Foto: Birgit Häfner

Jedenfalls dröhnte ausgerechnet vor diesem wegweisenden Duell im Kampf gegen den Abstieg der Queen-Klassiker "Another one bites the dust" (frei übersetzt "Einer wird ins Gras beißen") aus den Lautsprechern der Arena im dänischen Herning. Die Asiaten erwiesen sich dann allerdings weniger als Gefahr für das DEB-Team als für die Qualität des Turniers. "Ich möchte nicht respektlos sein, aber das war eine Pflichtaufgabe und die haben wir solide gelöst", sagte Angreifer Leon Draisaitl nach dem 6:1 (1:0/3:0/2:1).

Solide, aber nicht souverän. Auch in der vierten Partie dieser WM wirkte das deutsche Spiel statisch. Es fehlte an Tempo allgemein und an Sprints im Speziellen, um die gegnerische Abwehr auseinander zu reißen. So gelang gegen den limitierten Aufsteiger die Hälfte der Tore nur in Überzahl. Wer danach das dynamische Duell zwischen Dänemark und Finnland (3:2) sah, wähnte sich bei einer anderen Sportart. Durch den Überraschungs-Erfolg der Gastgeber tendieren die Viertelfinal-Chancen des DEB gen Null.

Ein Sieg gegen Lettland (heute, 12.15 Uhr, Sport1 live) ist möglich, die Hürden Finnland und Kanada aber dürften zu hoch sein. "Wir haben die Zweifel am Klassenerhalt ausgeräumt, doch dafür sind wir nicht angereist", erklärte Daniel Pietta.

Nicht nur für den Stürmer der Krefeld Pinguine sollte nach zwei deutschen Viertelfinal-Teilnahmen in Folge und dem sensationellen Gewinn der Silbermedaille bei Olympia erneut der Sprung unter die besten acht gelingen. Für dieses Ziel jedoch muss ein Wunder her, erklärbar sicher auch durch die aus unterschiedlichen Gründen erfolgte hohe Zahl an Absagen. "Klar fehlen Leistungträger. Wir haben aber noch immer genügend Leute, die Eishockey spielen können", sagte Pietta im Gespräch mit unserer Zeitung.

In der Tat hat das Team von Bundestrainer Marco Sturm bisher lediglich gegen die USA nicht punkten können, die beiden im Penaltyschießen erlittenen Niederlagen gegen Dänemark und Norwegen aber wiegen schwer. "Ob zu schwer, werden wir am Ende der WM sehen. Bei Olympia haben wir die engen Spiele gewonnen, hier leider verloren. So ist die Situation jetzt eben wie sie ist", meinte Pietta.

Am Donnerstag tankte der Krefelder bei einem Bummel durch Herning Energie. "Einen Kaffee trinken und ein Eis essen. Das Wetter ist ja schön", so Pietta. Heute gilt es für den 31-Jährigen und seine Kollegen, die Viertelfinal-Hoffnung am Leben zu halten. "Dabei ist es in der vierten Reihe meine Aufgabe, eher defensiv zu arbeiten. So spiele ich auch in Unterzahl und bin mit meiner Leistung eigentlich ganz zufrieden. Leider aber haben wir in Unterzahl zu viel zugelassen", meinte Pietta selbstkritisch. Vielleicht zu viel...