Wie ERC und Adler über ihre letzten Finals denken
Mannheim (dpa) - Ab Freitag gibt es endlich die Chance zur Wiedergutmachung: Drei Jahre nach dem damaligen Final-Schock motiviert Adler-Stürmer Christoph Ullmann die Erinnerung an die verpasste Eishockey-Meisterschaft noch immer.
„Wir lechzen alle nach dem Erfolg“, sagt der Nationalspieler vor dem Playoff-Finale gegen den ERC Ingolstadt. „Vor allem, nachdem wir zuletzt zweimal im Viertelfinale ausgeschieden sind und nach der Geschichte von 2012.“
Damals wähnten sich die Mannheimer schon als Meister. Die Adler waren bei einer 5:2-Führung nah dran am notwendigen dritten Sieg, konnten die denkwürdige Aufholjagd der Eisbären jedoch nicht verhindern und verloren die entscheidende fünfte Partie in Berlin. Seit acht Jahren wartet Mannheim auf seinen nächsten Titel. Zuletzt triumphierte der sechsmalige deutsche Meister 2007 - mit Ullmann im Kader.
Harold Kreis und Hans Zach wurden den Erfolgansprüchen in den vergangenen Jahren nicht gerecht. Unter dem neuen Chefcoach Geoff Ward ist die Chance auf den siebten Titel realistisch. Früh mauserten sich die Mannheimer zum Top-Favoriten. Sie überzeugten als bester Club der Hauptrunde sowie mit famosen Comeback-Qualitäten im Halbfinale. Dreimal drehten sie gegen Wolfsburg einen 0:3-Rückstand.
Mit Erfolg brachte Ward seine Philosophie ein. Der 52-jährige Kanadier kam mit der Empfehlung, 2011 als Assistenztrainer der Boston Bruins den Stanley Cup in der nordamerikanischen Profiliga NHL gewonnen zu haben - die wichtigste Vereinstrophäe im Eishockey. „In den letzten Jahren ist unsere Mannschaft von negativen Schwingungen begleitet worden. Diese Gedanken sind mit dem neuen Trainerteam weggewischt worden“, sagt Ullmann.
Titelverteidiger Ingolstadt folgte den Kurpfälzern am Samstag mit dem 6:2 gegen die Düsseldorfer EG in die Finalserie. Auch die Oberbayern haben im Vergleich zur Vorsaison einen neuen Coach, nämlich Wards Landsmann Larry Huras. Ihre Final-Erfahrungen beschränken sich auf 2014 - der erste Meistertitel war eine Sensation. Von einer „unglaublichen Geschichte“, die kein Stephen King oder Steven Spielberg hätte besser schreiben können, schwärmte vor zwölf Monaten ERC-Kapitän Patrick Köppchen.
Der Außenseiter drehte vor zwölf Monaten einen 0:2-Serienrückstand und triumphierte im entscheidenden siebten Finalspiel bei den Kölner Haien. Es war ein Erfolgszug des Vorrunden-Neunten über gleich mehrere Favoriten, die Fachwelt war verblüfft.
Diese wundervolle Erinnerung motiviert, berichtet ERC-Torjäger Patrick Hager: „Jeder, der noch nie Meister geworden ist, kennt das Gefühl nicht: Das ist ein Adrenalinschub. Das ist genau der Drang, den du brauchst, um erfolgreich zu sein.“ Auch die zahlreichen Neuzugänge seien von dieser Inspiration angesteckt worden.
Trotz eines personellen Umbruchs schaffte der ERC erneut den Sprung in die Endspiele. Dort sind die Ingolstädter wieder Außenseiter, doch diese Rolle liegt ihnen ja bestens. „Wie wir auch letztes Jahr schon gezeigt haben: In den Playoffs ist alles möglich“, sagt Köppchen.