1860-Investor Ismaik kündigt Darlehensverträge
München (dpa) - Endzeit-Stimmung bei den Münchner „Löwen“: Nach zwei Jahren droht der ersten Partnerschaft zwischen einem deutschen Fußball-Proficlub und einem arabischen Investor das endgültige Aus.
Im Dauer-Streit mit dem Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München teilte der jordanische Geldgeber Hasan Ismaik mit, drei Darlehensverträge in Höhe von insgesamt mehr als 9,3 Millionen Euro „außerordentlich und mit sofortiger Wirkung“ zu kündigen.
Nur im Falle einer auch personellen Neuausrichtung beim Traditionsclub sei er bereit, „Verhandlungen über ein erneutes finanzielles Engagement zu führen“, ließ Ismaik in einem Schreiben seines Münchner Anwalts mitteilen. Damit steht der Traditionsclub unmittelbar vor seiner mit Spannung erwarteten Delegiertenversammlung an diesem Donnerstag wieder einmal eine Zerreißprobe bevor. Bei der Versammlung steht unter anderem die Bestätigung des neuen Präsidiums um den Grünen-Politiker Hep Monatzeder an.
Der Verein widersprach Ismaik in einer Erklärung. „Gründe für eine außerordentliche Kündigung liegen nicht ansatzweise vor“, betonte die „Löwen“-Geschäftsführung. „Die Darlehensverträge von Hasan Ismaik sind und bleiben gültig.“ Es gebe auch keinen Anlass zur Befürchtung, dass sich die „Vermögensverhältnisse bei der KGaA wesentlich verschlechtern“ könnten. „Vielmehr sind die Vermögensverhältnisse stabil, liegen im Plan und haben sich gegenüber dem Zustand vor Einstieg des Investors wesentlich verbessert“, hieß es weiter.
Mit seiner ultimativen Entscheidung reagierte Ismaik auf den Schritt des Vereins, der vor einer Woche die Verträge mit Sportdirektor Florian Hinterberger und Trainer Alexander Schmidt für die kommende Saison verlängert hatte - gegen den ausdrücklichen Willen des Investors. Ismaiks Anwalt Michael Scheele hatte dies öffentlich als „überflüssige Provokation“ bezeichnet und „schwerwiegende Konsequenzen zum Nachteil des Vereins“ angekündigt.
Ismaik hatte den deutschen Meister von 1966 vor zwei Jahren mit seinem millionenschweren Einstieg vor der Insolvenz bewahrt. Doch die Partnerschaft mit dem arabischen Investor verlief nur selten reibungslos. „Was er für eine Reaktion öffentlich zeigen wird, das ist seine Sache“, hatte „Löwen“-Geschäftsführer Robert Schäfer etwa nach der Vertragsverlängerung mit Hinterberger und Schmidt in Richtung Ismaik gesagt.
Der nun endgültig drohende Rückzug Ismaiks dürfte für die „Löwen“ herbe Konsequenzen nach sich ziehen. Immerhin ließ der Jordanier am Dienstag ein Hintertürchen offen: Er sei bereit, „Verhandlungen über ein erneutes finanzielles Engagement zu führen“. Bedingung: Ein unabhängiges Gutachten über die finanzielle Situation und die Wahl eines neuen Geschäftsführers müssten „die Annahme rechtfertigen, dass eine Verschlechterung der Vermögensverhältnisse verhindert werden kann“. Geschäftsführer Schäfer vernahm's - und verwies seinerseits im Dauerstreit einmal mehr auf die geltende 50+1-Regel der Deutschen Fußball Liga (DFL). Das Hickhack geht weiter.