1860-Präsident Schneider beschwichtigt „Löwen“
München (dpa) - Sie klatschten sogar für ihren ungeliebten Investor: Bei der Delegiertenversammlung von 1860 München schaffte es Präsident Dieter Schneider, die Gräben zwischen dem jordanischen Geldgeber Hasan Ismaik und der Basis vorläufig zu überbrücken.
„Ohne das Geld des Investors wäre es nicht gegangen“, erklärte Schneider im Hinblick auf die abgewendete Insolvenz des Vereins vor eineinhalb Jahren. Dafür gebühre Ismaik Dank, sagte er - und die Fanvertreter des Fußball-Zweitligisten dankten auch artig.
Für „Löwen“-Verhältnisse ging es am Mittwochabend überraschend ruhig zu: Selbst das Streitthema Nummer eins in den vergangenen Wochen, die Daueranwesenheit des schwedischen Startrainers Sven-Göran Eriksson als Tribünengast, war für Schneider plötzlich ein „guter Versuch unseres Partners, Dinge vorwärtszutreiben“. Der Vorstoß Ismaiks, Eriksson auf der „Löwen“-Trainerbank zu installieren, sei zwar nicht ganz so vorbereitet gewesen, wie der Verein es sich vorstellt. Von Erpressungsversuchen aber könne nicht die Rede sein.
Die Vereinsführung ist sichtlich bemüht, die Zusammenarbeit mit ihrem Investor wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Generell sei ein Kurswechsel mit großen Investitionen nicht ausgeschlossen, sagte Schneider. „Dann müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein“, meinte er - und machte klar, dass der Verein nicht alles mit sich machen lassen wolle. Zunächst müsse abgewägt werden, welche Änderungen man sich wünsche und wie viel Geld diese kosten würden. Wichtig ist dem 65-Jährigen dabei, dass die Veränderungen finanziell abgesichert seien. „Das muss alles Schritt für Schritt gemacht werden.“
Klar ist: 1860 möchte nicht zum Spielball seines Geldgebers werden und am Ende womöglich auf einem Berg Schulden sitzen bleiben. Ein klares Zeichen in diesem Zusammenhang war auch die demonstrative Stärkung von Neu-Coach Alexander Schmidt - gegenüber der Alternative Eriksson die vermeintlich „kleine Lösung“ auf der Trainerbank. „Wenn die Entwicklung so weitergeht, wird er auch unser Trainer bleiben“, kündigte Geschäftsführer Robert Schäfer an und erntete großen Applaus von mehr als 150 Anwesenden. Schmidt hatte am Tag zuvor bei seinem Heimdebüt einen 1:0-Sieg gegen Paderborn geholt.
Am Freitag geht die Probezeit Schmidts in Aalen weiter: Beim VfR erwartet 1860 München ein Duell auf Augenhöhe - das demonstriert auch die Tabelle. Die beiden Teams stehen punkt- und torgleich gemeinsam auf Platz fünf in der 2. Liga. Weitere Höhepunkte des 17. Spieltages: Am Samstag empfängt der FC St. Pauli am Hamburger Millerntor den Drittplatzierten aus Kaiserslautern, Tabellenführer Eintracht Braunschweig ist am Sonntag zu Gast in Frankfurt. Und Hertha BSC, der ärgste Verfolger des Überraschungsteams, wird zum Topspiel am Montagabend in Cottbus erwartet.