Rückspiel am Dienstag 1860 vor Relegations-Showdown gegen Regensburg angespannt

München (dpa) - Trainer Vitor Pereira machte einen kleinen Scherz und lachte kurz auf - dabei ist die Situation des TSV 1860 München im Kampf um den Klassenerhalt ernst wie selten zuvor.

Foto: dpa

„Ich hoffe, dass ich dann noch lebe“, antwortete der Coach grinsend auf die Frage, was er dann am Tag nach dem Relegations-Rückspiel gegen Jahn Regensburg machen werde. Am Dienstag (18.00 Uhr) geht es für die „Löwen“ um alles. Bei einer Heimpleite droht der Existenz gefährdende Absturz, und zu allem Überfluss sorgte just am Vortag des Showdowns auch noch Investor Hasan Ismaik für Aufsehen. Pereira aber bleibt optimistisch: „In meinen Kopf geht nicht rein, dass wir in die 3. Liga müssen.“

Um das Horrorszenario zu vermeiden, müssen die Sechziger nach einem schmeichelhaften 1:1 im ersten Duell nun gewinnen oder zumindest 0:0 spielen. Die Ausgangslage ist trügerisch, und das trotz des wichtigen Auswärtstores in der Oberpfalz und mehr als 60 000 erwarteten Fans vor einer Relegations-Rekordkulisse. „Wir dürfen nicht versuchen, ein 0:0 über die Bühne zu bringen und auf Zeit zu spielen. Aber wir dürfen auch nicht überdreht ins Spiel gehen und zu wild sein“, mahnte der Trainer und resümierte: „Die Einstellung ist fundamental.“

Während Regensburg als überraschender Drittliga-Aufsteiger befreit agieren kann und gerade in dieser Lockerheit die Chance auf den ganz großen Coup sieht, kämpft 1860 verzweifelt gegen das seit Wochen anhaltende Formtief. Wenn es spielerisch hake, „dann muss man laufen, laufen, laufen, laufen, laufen und aggressiv sein“, mahnte Pereira.

Apropos aggressiv: Finanzier Ismaik meldete sich nach eineinhalb Wochen Schweigen bei Facebook wieder zu Wort. Allerdings nicht, um die Mannschaft vor dem wichtigste Spiel der Saison zur ermutigen oder anzustacheln, sondern um mal wieder gegen Medien und Vereinsvertreter zu schießen. Als Reaktion auf einen Bericht, wonach er bei einem Scheitern gegen Regensburg einen Weggang von 1860 erwägte, schrieb der Milliardär: „Es ist völlig an den Haaren herbeigezogen, dass ich im Abstiegsfall den TSV 1860 möglicherweise verlassen werde.“

Den Eintrag garnierte er mit einem vernichtenden Urteil. „Alles, was ich in den vergangenen Jahren unternommen habe, um den Verein voranzutreiben, ist auf allen Ebenen gescheitert“, meinte er und kündigte „grundlegende Änderungen“ an. Details verriet er nicht. Wohl aber, wen er inakzeptabel finde, nämlich den Verwaltungsratschef Markus Drees. Dieser habe es zugelassen, dass Ismaik in einer Facebook-Gruppe „unter der Gürtellinie“ angegriffen worden sei.

Solche Scharmützel helfen ebenso wenig wie die für viele Spieler noch offene Zukunft in Liga zwei oder drei. „Keiner weiß, was nächstes Jahr passiert“, sagte Pereira und räumte ein, dass dies auch ein Grund für die zuletzt schwachen Auftritte war. Stürmer Sascha Mölders kündigte vor dem Abstiegs-Finale an: „Wir werden uns zerreißen.“

Das dürfte nötig sein gegen einen Jahn, der letztmals im November ein Auswärtsspiel verloren hat und voller Optimismus anreiste. „Wir wissen, wie stark wir auswärts sind“, sagte Mittelfeldspieler Marvin Knoll. „Wir haben schon andere Festungen gestürmt. Jetzt kommt die Allianz Arena, und davor fürchten wir uns nicht.“ 2012 schaffte Jahn schon einmal in der Relegation nach einem 1:1 gegen den KSC den Aufstieg.

Regensburg stellte die beste Offensive in der 3. Liga, und wenn das Team seinen Chancenwucher abstellt, ist in München „alles möglich“, wie Trainer Heiko Herrlich prognostizierte. Offensivprofi Erik Thommy erklärte sogar: „Wir werden auf jeden Fall das eine oder andere Tor schießen, und dann wird es schwer für die Löwen“. Der Jahn hat nur ein Motto, und das verriet Knoll: „Voller Angriff, volle Attacke!“ Gut möglich, dass 1860-Coach Pereira dann nichts zu lachen hat.

DIE AUSGANGSSITUATION VOR DEM RELEGATIONS-RÜCKSPIEL:

1860 MÜNCHEN gewinnt die Relegation und bleibt in der Liga bei...

- einem Heimsieg

- einem 0:0 (durch die Auswärtstorregel)

- einem 1:1 nach regulärer Spielzeit und Verlängerung sowie dann einem Erfolg im Elfmeterschießen

JAHN REGENSBURG gewinnt die Relegation und steigt auf bei...

- einem Auswärtssieg

- einem 1:1 nach regulärer Spielzeit und Verlängerung sowie dann einem Erfolg im Elfmeterschießen

- einem Unentschieden mit mindestens zwei geschossenen Toren (durch die Auswärtstorregel)