Zweitliga-Relegation „Löwen“ droht Fiasko, Regensburg hofft auf Wunder
Regensburg (dpa) - Die Münchner „Löwen“ müssen zwei Jahre nach der Rettung in einem Relegations-Krimi erneut den Absturz in die Drittklassigkeit fürchten.
In zwei nervenaufreibenden Alles-oder-Nichts-Spielen will der TSV 1860 gegen Fußball-Drittligist Jahn Regensburg auch diesmal den den Zweitliga-K.o. abwenden. „Wir müssen ein großes Spiel machen, um zu gewinnen“, sagte Trainer Vitor Pereira in München. „Wichtig ist, dass wir Charakter und Kampf in zwei Spielen zeigen. Aber es geht nicht nur über den Kampf, sondern auch über den klaren Kopf“, forderte der Portugiese vor dem Hinspiel in Regensburg gegen das Team von Ex-Nationalspieler Heiko Herrlich.
„Wir sehen das nicht olympisch nach dem Motto "Dabei sein ist alles". Wir haben schon einen Auftrag. Wir wollen das Ziel auch erreichen, die Hürde Relegation nehmen und in die 2. Liga aufsteigen“, sagte Herrlich vor der spektakulären Relegations-Doppelfolge am Freitag (18.00 Uhr) und vier Tage später in der 75 000 Zuschauer fassenden Münchner Arena. „Meine Mannschaft hat die Gier und ich traue ihr zu, dass sie in den beiden Spielen ein Wunder schaffen kann“, sagte der Trainer des Drittliga-Aufsteigers. Er will es den Würzburger Kickers und RB Leipzig nachmachen und von der Regionalliga gleich bis in die 2. Bundesliga durchmarschieren.
Weit, weit weg von allen Bundesliga-Ambitionen muss der champions-league-erprobte Coach Pereira dagegen die verkorkste Münchner Saison retten. Irgendwie ist es grotesk, dass Pereira und der vom FC Liverpool verpflichtete Manager Ian Ayre trotz aller Millionen-Investitionen von Geldgeber Hasan Ismaik das große Fiasko fürchten müssen. Zuletzt spielte der Meister von 1966 in der Saison 1992/93 drittklassig. „Angst“ habe er im Training keine gespürt, sagte Pereira. „Aber in solchen Spielen ist die emotionale Seite dabei, da ist sich jeder der Verantwortung bewusst.“
Beim Relegations-Wahnsinn vor zwei Jahren blieben die Münchner nach einem 0:0 auswärts nur dank des Last-Minute-Tors von Kai Bülow zum 2:1 im Rückspiel gegen Holstein Kiel drin. Das war eine von zwei Ausnahmen in acht Duellen, sechsmal setzte sich der Drittliga-Dritte durch. „Ganz allgemein ist es so, dass der Drittligist psychologisch einen kleinen Vorteil hat, weil er nur gewinnen kann. Die Fallhöhe ist für den Zweitligisten größer“, hob Herrlich gerne hervor.
An große Spiele in München hat Herrlich ganz besondere Erinnerungen, denn am 28. Mai 1997 triumphierte er in Bayerns Landeshauptstadt mit Borussia Dortmund in der Champions League. „Jetzt freue ich mich auf einen Vergleich mit einem Traditionsverein, der eine lange Geschichte vorweisen kann“, sagte der 45-Jährige. Ein Regensburger Plus ist die starke Offensivreihe um Erik Thommy, Marco Grüttner und Jann George. Letzterer war angeschlagen. „Wenn der eine oder andere kurzfristig ausfällt, springt ein anderer ein. Das war die ganze Saison so, das hat uns stark gemacht“, sagte Herrlich.
In der Saison 2012/2013 spielten die Oberpfälzer und die Oberbayern in der 2. Liga gegeneinander. Am Saisonende musste Regensburg runter, die Münchner kämpfen nicht erst seitdem vergeblich um den Bundesliga-Aufstieg. „Ein großer Name, ein großer Gegner. 60 ist eine Wucht“, sagte Regensburgs Abwehrspieler Sebastian Nachreiner. „Am Ende wäre es schon ein Wunder“, sagte Torhüter Philipp Pentke.
Beim Aus im Pokal-Achtelfinale gegen die Sportfreunde Lotte machten die „Löwen“ schmerzhafte Erfahrungen mit einem Drittligisten. „Ein Drittligist ist keine einfache Aufgabe“, warnte Pereira. Felix Uduokhai und Frank Boya (beide muskuläre Probleme) Daylon Claasen (Achillessehnenprobleme), Amilton (Wadenverletzung) und Victor Andrade (Aufbautraining) fehlen am Freitagabend laut Pereira ebenso wie der zu seiner kranken Mutter nach Brasilien abgereiste Ribamar.