„Rettungs-Fallschirm“ Krösus Wolfsburg gegen Braunschweigs No-Name-Truppe

Wolfsburg (dpa) - Die beiden Stadien des VfL Wolfsburg und von Eintracht Braunschweig liegen nur knapp 35 Kilometer auseinander, doch in Wirklichkeit trennen die beiden Relegations-Teilnehmer um den letzten freien Platz in der Fußball-Bundesliga Welten.

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„Das ist ein Kräftevergleich, der eigentlich im Bereich des Unmöglichen zu liegen scheint“, sagte Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht vor dem ersten Duell der beiden niedersächsischen Lokalrivalen am Donnerstag (20.30 Uhr) in Wolfsburg.

Hier die millionenschwere, aber in dieser Saison so enttäuschende Mannschaft des Erstliga-16. VfL Wolfsburg, da die No-Name-Truppe des Zweitliga-Dritten Eintracht Braunschweig. Ungleicher könnten die Voraussetzungen vor dem Nachbarschaftsduell nicht sein. Auch was den Druck angeht, ist die Ausgangslage komplett anders. Während die Eintracht ihre Saison mit dem Aufstieg „krönen“ will, wie es Kapitän Ken Reichel am Dienstag sagte, geht es für den VfL nur noch darum, das Horrorszenario Abstieg zu vermeiden.

„Für uns ist die Relegation nun eine Art Rettungs-Fallschirm. Es ist die Chance, eine schlechte Saison versöhnlich zu beenden“, sagte Wolfsburgs Sportdirektor Olaf Rebbe in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben in den beiden Spielen gegen Braunschweig die Chance, die Saison doch noch einigermaßen versöhnlich zu Ende zu bringen. Und dafür werden wir alles tun.“

Doch selbst wenn die Grün-Weißen auch im kommenden, dann 21. Jahr, in der Ersten Liga spielen, steht Rebbe und den Bossen in der VW-Stadt zuvor ein arbeitsreicher Sommer bevor. Das Gesicht des Teams wird sich komplett ändern, blieb die mit Stars gespickte Auswahl doch praktisch pausenlos hinter den Erwartungen zurück.

Natürlich werde man genau analysieren, warum man in den beiden Jahren seit dem Pokalsieg und der Vizemeisterschaft 2015 die Ziele immer klar verfehlt habe. „Da werden wir jeden Stein umdrehen und dort, wo es nötig ist, den Hebel ansetzen“, kündigte Rebbe an.

Zunächst einmal geht es für die Wolfsburger in den brisanten Duellen mit dem kleinen Nachbarn, der ebenfalls von VW unterstützt wird, aber ums nackte Überleben. „Wir müssen Kampfgeist und spielerische Stärke vereinen, dann sind wir für jeden Gegner schwer zu schlagen“, sagte VfL-Coach Andries Jonker. Fehlen werden dem Niederländer dabei die verletzten Sebastian Jung, Riechedly Bazoer und Jakub Blaszczykowski. Hinter dem Einsatz von Ricardo Rodriguez steht noch ein Fragezeichen.

Rebbe geht dennoch von einer erfolgreichen Relegation aus. „Mit Verlaub, wir sind der Erstligist“, betonte der 39 Jahre alte Nachfolger von Klaus Allofs klipp und klar und wiederholte sein Versprechen von vor ein paar Wochen. „Wir bleiben erstklassig. Dazu stehe ich nach wie vor.“

In Braunschweig hoffen sie dennoch auf eine gewisse Verunsicherung beim abgestürzten Meister von 2009 und machen das auch daran fest, dass der VfL im Vorfeld der Relegation ins Trainingslager ins kleine niederländische Städtchen De Lutte flüchtete. Die Eintracht bereitet sich dagegen ganz normal zu Hause vor. „Es gibt genügend schöne Plätze in Braunschweig, um Ruhe zu finden“, sagte Lieberknecht mit einem kleinen Seitenhieb auf den Erstligisten.

Die Blau-Gelben setzten vor allem auf ihre große mannschaftliche Geschlossenheit. „Der Teamspirit bei uns liegt nicht brach, der ist sehr ausgeprägt“, sagte Lieberknecht mit einer weiteren kleinen Spitze in Richtung des Starensembles aus Wolfsburg. „Der VfL hat viel Geld und große Stars, wir haben unsere Mittel“, sagte Domi Kumbela.

Der Torjäger war auch 2013/14 dabei, als die Eintracht in der gemeinsamen Erstliga-Saison mit 2:0 gewann. Kumbela erzielte damals den Treffer zum 2:0. Das Rückspiel endete 1:1 - zwei Resultate, die dem Zweitligisten dieses Mal zum Aufstieg reichen würden.

Reichel, damals ebenfalls dabei, freut sich deshalb auf die beiden Vergleiche mit dem Lokalrivalen. „Das ist die Belohnung für die Riesensaison, die wir gespielt haben“, sagte der Kapitän. „Wir wollen wieder Erste Liga spielen.“