41 Tage Warten auf Lizenzentscheid: Duisburg hofft
Duisburg (dpa) - Es ist nicht mehr als ein Hauch Optimismus, den Jürgen Marbach in diesen Tagen vermitteln kann. „Wir haben alles getan, was wir tun konnten. Aber Versprechungen auf einen positiven Entscheid kann ich keine machen“, sagte der Aufsichtsratschef des Traditionsvereins MSV Duisburg.
Knapp zwei Wochen vor dem Saisonstart wissen die Duisburger immer noch nicht, ob sie zumindest in der 3. Liga teilnehmen dürfen und welche Perspektiven sich generell bieten. Erst am Montag entscheidet der Zulassungsbeschwerdeausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) über den Aufnahmeantrag des MSV für die Drittklassigkeit.
41 Tage nachdem dem MSV durch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) die Lizenz für die 2. Bundesliga verweigert wurde, soll eine nervenzermürbende Wartezeit beendet werden. Sicher ist bislang lediglich, dass der MSV in der 1. Pokalrunde am 5. August den SC Paderborn empfängt. Eine Mannschaft oder ein Trainerteam hat der Verein aber noch nicht. Ohne geklärte Liga-Zugehörigkeit können keine Verträge unterschrieben werden. Sportdirektor Ivica Grlic gingen reihenweise Profis von der Fahne, auch Coach Kosta Runjaic quittierte vor einer Woche seinen Dienst. „Es ist frustrierend, wenn du Planungen ständig in den Papierkorb schmeißen musst“, meinte Grlic.
Fällt der Bescheid vom DFB in Frankfurt positiv aus, glaubt sich Grlic gewappnet. „Ich muss auf alle Eventualitäten vorbereitet sein“, sagte der Sportdirektor. Einige bisherige Spieler um Sascha Dum, Tanju Öztürk und Andreas Ibertsberger halten sich fit und würden auch in der 3. Liga bleiben. Grlic ist zuversichtlich, ein schlagkräftiges Team aufbieten zu können. Am 20. Juli wäre Heidenheim der Drittliga-Auftaktgegner.
In den zurückliegenden Tagen war der Revierclub damit beschäftigt, Sponsoren zu gewinnen und durch den Zwangsabstieg entstandene Finanzlöcher zu stopfen. Mehrfach hatten sich Vereinsverantwortliche zuletzt überaus zuversichtlich geäußert, durch mutmaßliche Defizite in den eingereichten Unterlagen kehrte aber stets wieder Ernüchterung ein. Erst unmittelbar vor dem Ende der Abgabefrist am Freitag sollen noch fehlende Gelder besorgt und Bürgschaften unterschrieben worden sein. Wie die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ berichtet, hat sogar Bundesligist FC Schalke 04 finanzielle Hilfe zugesagt.
Nun steht die wichtigste Entscheidung über den MSV in 111 Jahren Vereinsgeschichte an. Die „Zebras“ waren nach der Bundesliga-Gründung 1964 Vize-Meister, spielten bis 2008 insgesamt 28 Jahre erstklassig und erreichten vier Mal das DFB-Pokalfinale.
Nach der jüngsten Pokalfinal-Teilnahme 2011 sah sich der Verein auf einem positiven Weg, doch insbesondere die Belastung von jährlich 4,5 Millionen Euro für die 2004 gebaute Arena erwies sich als zu schwere Bürde. Der MSV war vermehrt auf Investoren angewiesen, und in der Hektik des Zweitliga-Lizenzierungsverfahrens wurden teilweise irreparable Fehler gemacht, die zum Verlust der Startberechtigung führten. Es droht der Sturz ins Bodenlose. Wird auch die Drittliga-Lizenz verweigert, sei die Insolvenz laut dem Club-Vorsitzenden Udo Kirmse unausweichlich.
Es bestünde zwar die Möglichkeit, die Lizenz für die Regionalliga West zu bekommen, doch auch den Gang in die fünftklassige Oberliga Niederrhein will Kirmse nicht ausschließen. Für die Regionalliga benötigt der Club „nur“ eine Bürgschaft über 35 000 Euro und für Risikospiele ein Ausweichstadion, das den Sicherheitsbestimmungen entspricht. Im Spielplan der Weststaffel ist sogar noch ein Platz frei: Auftaktgegner der Duisburger wäre am 27. Juli Velbert.