Arminia Bielefelds Absturz aus der 2. Liga

Bielefeld (dpa) - Traditionsclub Arminia Bielefeld hat die sportliche Rettung verpasst, hofft aber auf das finanzielle Überleben im Profifußball.

Der mit rund 27 Millionen Euro verschuldete Fußball-Zweitligist erhält aus dem Sicherungsfonds der Deutschen Fußball Liga (DFL) rund 1,25 Millionen Euro als Finanzhilfe, muss aber dafür einen sofortigen Punkteabzug von drei Zählern hinnehmen. Damit steht der ehemalige Bundesligaclub als erster Absteiger aus der 2. Bundesliga fest. Ob die Ostwestfalen aber in der 3. Profiliga starten können, hängt davon ab, ob sie die Lizenz dafür erhalten.

Der Club hat die Nachricht von der Finanzhilfe mit einem lachenden und einem weinenden Auge hingenommen. „Die sportliche Situation hat sich nicht dramatisch verändert. Die war so schlecht, dass wir diesen Schritt gehen mussten. Im Moment überwiegt die Freude, dass wir das Geld bekommen“, sagte Arminias Geschäftsführer Ralf Schnitzmeier der Nachrichtenagentur dpa. Präsident Wolfgang Brinkmann sagte: „Nach dieser Saison kann man sich nicht mehr freuen. Wir kämpfen ums Überleben.“

Brinkmann betonte, dass es bei aller Kritik keine Alternative zu der genehmigten Hilfeleistung gegeben hätte. „Bevor wir den Antrag gestellt haben, haben wir alles erdenkliche Andere probiert. Wenn er nicht genehmigt worden wäre, hätte ich keine Möglichkeit gesehen unsere Zahlungen zu leisten“, befand der Clubchef. Mit der finanziellen Unterstützung sei die Finanzierung bis zum Ende der Saison gesichert.

Die Konkurrenz beurteilt die Finanzhilfe mit gemischten Gefühlen. „Grundsätzlich ist es gut, dass es einen solchen Rettungsfonds gibt. Aber es bleibt fraglich, ob er hier richtig eingesetzt wurde“, sagte Union Berlins Teammanager Christian Beeck.

Ähnlich sieht das Präsident Dirk Rasch vom VfL Osnabrück: „Wenn es diese Regel gibt, ist es sicherlich legitim. Aber ich finde es sehr ärgerlich und auch wettbewerbswidrig, wenn ein Verein in der Winterpause drei Millionen Euro ausgibt und jetzt noch einmal 1,2 Millionen erhält“, sagte er. „Letztlich haben wir und die anderen Vereine das Geld eingezahlt.“

Regelrecht erbost äußerte sich Trainer Claus-Dieter Wollitz von Energie Cottbus: „Es ist einfach nicht korrekt den Vereinen gegenüber, die jahrelang solide wirtschaften - dazu zähle ich auch Energie Cottbus.“ Die Entscheidung sei „schon ein wenig ein Schlag ins Gesicht“.

„Dass mit der Zustimmung des Ligaverbandes auch Härten für die anderen Lizenzvereine verbunden sind, ist uns bewusst. Dennoch möchte ich an dieser Stelle noch einmal feststellen, dass der kurzfristig entstandene Liquiditätsengpass für uns nicht vorhersehbar war“, rechtfertigte Schnitzmeier das Vorgehen der Arminia. „Wir mussten alle Hebel in Bewegung setzen.“

Der DFL-Vorsitzende Reinhard Rauball kündigte eine Änderung der DFL-Statuten an. „Natürlich kann ich verstehen, wenn Klubs - gerade in der 2. Liga - die Situation als schwierig empfinden. Von daher wird der Liga-Vorstand mit Blick auf die nächste Mitgliederversammlung eine Änderung der Statuten von 2004 vorschlagen“, sagte Rauball der „Bild“-Zeitung.

Da Bielefeld den Antrag unter Verweis auf die finanzielle Situation einreichte, hatte der Liga-Vorstand gemäß den Statuten gar keine andere Wahl, als den Arminen das Darlehen zu genehmigen.

Das Reglement besagt, dass der Club bei einem Abstieg in eine untere Spielklasse die geliehene Summe mit einer jährlichen Zinsrate von fünf Prozent innerhalb der nächsten fünf Jahre zurückzahlen muss. Sollte der betreffende Verein bis zum Ablauf dieses Zeitraums nicht in einer der beiden Profiligen spielen, erlischt der Anspruch auf Rückzahlung.

Vier Spieltage vor Saisonende rangiert die Arminia nach dem Abzug der drei Punkte mit 13 Zählern auf dem letzten Tabellenplatz der 2. Liga und kann den Relegationsplatz nicht mehr erreichen. Mit dem am Montag verpflichteten neuen Trainer Markus von Ahlen soll ein Neuanfang gestartet werden. „Der Vertrag von von Ahlen gilt nur in der 3. Liga, alles andere macht keinen Sinn“, sagte Schnitzmeier.