Babbels Plan: Erstliga-Genuss - Lasogga verlängert

Berlin (dpa) - In der Nacht der Meisterfeier durften sich Gönner und Edelfans mit der Zweitliga-Schale ablichten lassen, was die Hertha-Sehnsucht auf einen „richtigen“ Pott zumindest wieder insgeheim anheizte.

Offiziell wurde bei Bärlauchsuppe und Beelitzer Spargel zwar nur der Erstliga-Genuss und der Klassenerhalt als neues Ziel des Bundesliga-Aufsteigers formuliert. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit schließlich sprach offen aus, was am Partytisch nur angedacht worden war.

„Wir haben von allen Seiten Balkone, da passt Hertha drauf. Es liegt jetzt an Hertha, meinen Traum und den Traum von Hunderttausenden in der Stadt zu erfüllen“, erklärte Wowereit im Roten Rathaus beim Empfang für die Aufsteiger. „Jeder Titel ist etwas Besonderes. Das Gefühl sollen die Spieler mitnehmen“, betonte Babbel, der als Glücksbringer eine Miniatur der neu vergoldeten Siegessäule mit Viktoria und einen Hertha-Schal mit auf den Weg bekam.

„Wir gehen mit einer Mannschaft in die 1. Bundesliga, die wahnsinniges Potenzial hat“, rief Berlins Manager Michael Preetz den mehr als 1000 geladenen Partygästen zu. „Wir sind wieder eine Hertha-Familie“, formulierte Präsident Werner Gegenbauer das neue Wir-Gefühl. Markus Babbel, der mit seiner Frau Silke zu einer Cover-Version von Reinhard Meys „Über den Wolken“ rockte, will diese Stimmung mit hinauf in die Beletage des deutschen Fußballs bringen.

Die Verantwortlichen um Babbel und Preetz wissen um die schwere Aufgabe, zumal die Zweitligasaison wirtschaftlich ein Tanz auf der Rasierklinge war. Mit einem Etat von rund 45 Millionen Euro hatte Hertha alles auf eine Karte gesetzt. Zwar stehen in der Bundesliga 57,6 Millionen Euro zur Verfügung, doch „große Sprünge können wir weiter nicht machen“, betonte Preetz. Die Verbindlichkeiten bleiben bei über 30 Millionen Euro.

Dennoch sieht Hertha in dem, was in zwölf Monaten Zweitklassigkeit entstanden ist, eine Basis für neuen Erfolg. Verwurzelung in der Stadt, Bodenständigkeit, ein Stück Demut - das sind die Dinge, „die es lange so bei Hertha nicht gegeben hat“, bemerkte Preetz: „Der große Schaden ist repariert, der Verein hat eine neue Chance.“

Mit dem Hamburger Tunay Torun (21) und dem Münchner Keeper Thomas Kraft (22) sind zwei Neue verpflichtet. Auf der Mitgliederversammlung verkündete Preetz, dass Hertha den Vertrag mit Stürmer Pierre-Michel Lasogga (19) vorzeitig um zwei Jahre bis 2015 verlängert hat.

Als Erfolgsgarant Nummer 1 gilt in Berlin weiter Trainer Babbel. „Du hast konsequent Deine Linie durchgezogen“, lobte Preetz bei der Aufstiegsfeier an der Havel den Aufstiegsmacher: „Diese Gier auf Erfolg hast Du mitgebracht.“ Und innerlich brennt beim Ex-Bayern natürlich auch die Gier nach größeren Taten. „Ich will auf Dauer nicht die graue Maus sein, nicht jeden Tag gegen den Abstieg spielen“, schrieb Babbel in der „Bild“-Zeitung.