Babelsberg droht weiter die Oberliga

Potsdam (dpa) - Rainer Speer ist zurückgetreten, die Insolvenz scheint abgewendet, doch die Probleme bleiben: Nach wie vor zittert der SV Babelsberg 03 um den Verbleib in der 3. Fußball-Liga - noch fehlen knapp 700 000 Euro.

„Wir kämpfen bis zur letzten Sekunde um neue Geldgeber“, erklärte Kino-Betreiber Thomas Bastian, der den umstrittenen brandenburgischen Ex-Innenminister Rainer Speer als Vorstandsvorsitzender ablöste.

Unterdessen droht dem Verein ein juristisches Nachspiel: Am Dienstag durchsuchte die Staatsanwaltschaft Potsdam im Zusammenhang mit Bürgschaften für den Club Geschäftsräume der Stadtwerke, die SVB-Geschäftsstelle und die Wohnung des Ex-Aufsichtsratschefs Peter Paffhausen. Der Ex-Stadtwerke-Chef soll Etatlücken des Vereins mit Bürgschaften der Stadtwerke-Tochter EWP (Energie und Wasser Potsdam) in Höhe von einer Million Euro ausgeglichen haben. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sei als Aufsichtsratschef der Stadtwerke darüber nicht informiert gewesen.

Viel wichtiger für den SV Babelsberg 03 ist jedoch die Frage, in welcher Liga der Club in der kommenden Saison spielt. „Es ist weiter völlig unklar, ob wir im kommenden Spieljahr in der 3. Liga, der Regionalliga oder der Oberliga spielen“, sagte Bastian. Der neue Vereinschef bestätigte bei einem Treffen des Aufsichtsrates, dass die Insolvenz verhindert werden könne, nachdem die Stadt angekündigt hatte, dem Verein mit 700 000 Euro unter die Arme zu greifen. „Die Liquidität der Vereins ist für die Zukunft gesichert“, sagte Bastian der Nachrichtenagentur dpa.

Nur noch bis Mittwoch, 15.30 Uhr, hat Babelsberg Zeit, beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) die Unterlagen für die 3. Liga einzureichen. Voraussetzung dafür ist, dass der Verein einen Etat von 2,7 Millionen Euro nachweisen könne. Trotz großer Anstrengungen der Fans, die laut Bastian bereits eine sechsstellige Summe spendeten, fehlen derzeit weiter rund 700 000 Euro, der Absturz scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein.

„Die Fans wünschen sich, dass wir weiter 3. Liga spielen. Das wollen wir auch“, übte sich Bastian dennoch in Zweck-Optimismus. Auf der Mitgliederversammlung wollen die Fans ihrem Willen erneut Ausdruck verleihen. In den zurückliegenden Tagen hatten sie zum Beispiel in der Potsdamer Fußgänger-Zone gesungen und versucht, anderen Geldquellen zu erschließen.

Doch es scheint aussichtslos, das nötige Geld in letzter Minute zusammenzukommen. Für diesen Fall hat Bastian einen „Plan B“ in der Schublade. „Sollten wir das Geld nicht zusammentragen können, wäre es aus meiner Sicht klüger, wieder in der Oberliga anzufangen. Dort könnten wir die Jugendarbeit kontinuierlich fortsetzen“, sagte er.

Der 51-Jährige, der seit 2003 dem Aufsichtsrat angehört, will von Filz und Vetternwirtschaft, die Speer und anderen Verantwortlichen vor allem von der CDU-Opposition vorgeworfen werden, nichts wissen. „Präsident Rainer Speer hat dem Verein in den letzten sieben Jahren von Aufstieg zu Aufstieg, von Liga zu Liga geführt. Es wurde niemand geschädigt. Ich werde ihm die Tür nicht verbieten“, bezog Bastian in der „Märkischen Allgemeinen“ Stellung zu seinem Vorgänger.

Ähnlich äußerte sich der SPD-Fraktionschef im Potsdamer Landtag, Ralf Holzschuher: „Die Diskussion hat fatale Nebeneffekte. Es gibt massiven Schaden für den Sport insgesamt.“ Der Verein brauche Unterstützung auch von kommunalen Betrieben. „Das ist überhaupt nichts Anrüchiges“, meinte er vor Journalisten.