Bielefeld vor Nicht-Abstiegs-Party: Nur Meier warnt

Bielefeld (dpa) - Es ist alles angerichtet für die große Nicht-Abstiegs-Party von Arminia Bielefeld. Das Stadion ist vor dem zweiten Relegationsspiel gegen Darmstadt 98 schon so gut wie ausverkauft.

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Die Ausgangslage könnte nach dem 3:1 (2:0)- Hinspielsieg des Zweitliga-16. beim Drittliga-Dritten nicht besser sein. „Ich weiß, wie unsere Fans drauf sind. Das Stadion wird beben, damit wir unser Ziel gemeinsam erreichen“, sagte Bielefelds Mittelfeldspieler Tom Schütz.

Der einzige, der mitten im Bielefelder Jubel und der großen Darmstädter Enttäuschung ganz ruhig blieb, war Arminia-Trainer Norbert Meier. „Ich freue mich über das gute Ergebnis, aber das ist nur der erste von zwei Schritten, die wir brauchen“, sagte er. „Es ist noch nichts entschieden. Es gibt noch eine zweite Etappe.“

Der 55-Jährige hat in seiner Karriere schon viel erlebt: Als Trainer die chaotische Spielunterbrechung in der Relegation zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC vor zwei Jahren, als Spieler den verschossenen Kutzop-Elfmeter, der Werder Bremen 1986 die deutsche Meisterschaft kostete. Meier behielt die Abläufe am Wochenende genauso bei, als ob das Hinspiel am Böllenfalltor 0:0 oder 2:2 ausgegangen wäre. Am Samstag gab es ein lockeres Auslaufen, am Sonntag ein konzentriertes Training. Den Bielefelder Journalisten gab er noch mit auf den Weg: „Schön ruhig bleiben.“

Bei seinen Spielern ist das offensichtlich nicht mehr nötig, denn Meiers Ruhe und Konzentration hat sich in den vergangenen Wochen auf bemerkenswerte Weise auf sein Team übertragen. Zwei Monate lang stand die Arminia zwischen dem 26. und 33. Spieltag auf einem direkten Abstiegsplatz. Dann gewann sie nacheinander das Derby beim VfL Bochum (4:1), das Abstiegs-Endspiel bei Dynamo Dresden (3:2) und am Freitag auch in Darmstadt. Das zeugt von Nervenstärke. Oder wie Meier meinte: „Die Mannschaft ist es mittlerweile gewohnt, im Wochentakt ein Endspiel zu haben. Das ist eine enorm hohe Belastung, aber bisher hat sie das bravourös gemeistert.“ Dieses Team habe einen „sehr guten Charakter. Aber es darf jetzt auch kein bisschen nachlassen.“

Diese Gefahr besteht laut Torjäger Fabian Klos nicht. Das Toreschießen überließ er am Freitag zwar Christian Müller (22.), Ben Sahar (33.), Sebastian Hille (85.) sowie auf Darmstädter Seite Milan Ivana (65.). Dafür erklärte der 26-Jährige hinterher prägnant, warum die Arminia in der Endphase der Saison auf den Punkt voll da ist.

„Wir sind schon relativ früh von außen totgeredet worden. Aber innerhalb der Mannschaft haben wir immer an uns geglaubt“, sagte Klos. „Wir spielen im Kern seit drei Jahren zusammen und sind ein eingeschworener Haufen. Damit schaffen wir es auch, spielerische Defizite auszugleichen.“ Für das Rückspiel gegen Darmstadt empfiehlt er die folgende Strategie: „Wir müssen so spielen, als ob dieses Hinspiel nie stattgefunden hätte. Wir dürfen nicht den Fehler machen, unseren Vorsprung nur zu verwalten.“

Die Darmstädter Taktik heißt: Volles Risiko. „Wir müssen drei Tore schießen. Warum sollen wir noch irgendetwas kontrollieren“, meinte Trainer Dirk Schuster. Im kleinen Kreis ließ er später durchblicken, dass er selbst kaum noch an ein Wunder von Bielefeld glaubt: „Da müssten schon Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen.“