Carl Zeiss Jena vor schweren Zeiten

Jena (dpa) - Den Charaktertest haben laut Trainer Heiko Weber alle bestanden, doch aus sportlicher Sicht fallen derzeit fast alle Spieler durch. Beim Fußball-Drittligisten FC Carl Zeiss Jena ist nach dem Fehlstart in die Saison frühzeitig Feuer unterm Dach.

„Charakterlich stelle ich hier niemanden infrage. Das ist eine feine Truppe, eine junge, talentierte Mannschaft. Ihr fehlt es aber nach den letzten Rückschlägen an Selbstvertrauen. Die Mannschaft ist von sich selbst geschockt“, betonte der 46 Jahre alte Trainer, der durch den ständigen Wechsel von Taktik und Spielerpositionen in der Kritik stehen soll.

Die Spieler hätten ja gar keine Möglichkeit, sich einzuspielen und die Laufwege des Anderen kennenzulernen, hieß es im Umfeld. Zudem hatten sich die Thüringer mit drei Roten Karten oft selbst geschwächt. Nach dem Weber anfangs noch Geduld eingefordert hatte, drängt nun die Zeit. Nach dem 0:6-Debakel zuletzt in Unterhaching ist die Mannschaft inzwischen so verunsichert, dass sie selbst zum Training mit hängenden Köpfen schleicht. Es fehlt den Spielern an Vertrauen - in die eigene Leistungsfähigkeit, aber auch in die der Mitspieler, meinte Kapitän Alexander Maul und betonte: „Die Mannschaft hat noch nicht zu sich gefunden.“ Manche Spieler würden schon anfangen, hinter dem Rücken übereinander schlecht zu reden und die Fehler beim Gegenüber zu suchen - förderlich sei das in der jetzigen Situation keineswegs.

Dabei schienen die Jenaer gut aufgestellt für die neue Saison: Der Kader war eine gute Mischung aus Youngstern und Routiniers. Doch mit dem 0:3 im Thüringenderby gegen Rot-Weiß Erfurt folgte gleich am 1. Spieltag die Ernüchterung - weitere vier Niederlagen folgten. Die Führungsetage reagierte: Shlomi Edri und Björn Lindemann wurden als Verstärkungen gemeldet. Edri fiel Tags darauf durch den Medizin-Check, wartet immer noch auf Aufenthalts- und Spielgenehmigung. Lindemann hingegen gilt als schwieriger Charakter, ist in Osnabrück zuletzt wegen Disziplinlosigkeit suspendiert worden. Fraglich, ob beide der Mannschaft helfen können.

Zudem verhängte Vereinspräsident Rainer Zipfel nun den sofortigen Ausgabestopp: „Weitere Zugänge sind nur möglich, wenn Andere gehen.“ Eine Neuverpflichtung hat den Verein auch schon wieder verlassen: Dennis Lemke, gerade erst von Eintracht Braunschweig an die Saale gewechselt, hat inzwischen bei Mitkonkurrent SV Babelsberg 03 unterschrieben. Für Nils Pichinot und Carsten Nulle hoffen die Jenaer noch auf das Interesse anderer Vereine.