Das spricht alles gegen den MSV Duisburg
Ohne Lizenz droht der Absturz in die Regionalliga. Der Verein kämpft, doch es könnte zu spät sein.
Duisburg. In der Not muss wieder Bernhard Dietz helfen. Der Europameister von 1980, inzwischen 66 Jahre alt, ist der Stolz des MSV Duisburg. Er war Spieler, Vereinsoffizieller, auch mal Trainer, als die Not besonders groß war. Jetzt umgibt den Fußball-Zweitligisten das größte Chaos seiner 111-jährigen Geschichte: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat dem MSV die Lizenz verweigert. Gleich danach randalierten Fans vor der Duisburger Arena, jetzt fährt der MSV eine rührselige Rettungskampagne. Sie könnte zu spät kommen.
„Verdammt noch mal, zeigt doch jetzt nicht, was ihr nicht wollt, zeigt jetzt, was wir wollen! Wir Zebras geben nicht auf!!!! Zeigt Streifen! Jetzt!“, teilte Dietz auf der Vereinshomepage mit. „Hängt eure Fahnen aus den Fenstern, hängt eure MSV-Schals aus den Autos!“ Eine Stadt kämpft um den Zweitliga-Fußball, die Alternative ist niederschmetternd: Bestätigt das Ständige Schiedsgericht die Einschätzung der DFL, scheint der Weg in die Insolvenz unausweichlich. Das hatte MSV-Geschäftsführer Roland Kentsch schon vor Wochen für den Fall des Lizenzentzugs angedroht. Der MSV müsste bis Ende Juni die Insolvenz eröffnet haben — und dann einen Neuanfang in der 4. Liga starten.
In dem auf den letzten Drücker eingereichten Antrag des MSV sollen 360 000 Euro fehlen. Im Verein kann sich das niemand erklären. „Der MSV ist davon überzeugt, alle Bedingungen fristgerecht und von einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft attestiert erfüllt zu haben“, hieß es am Freitag. Bis Mitte kommender Woche soll die schriftliche Begründung der DFL vorliegen, danach will der MSV das Schiedsgericht anrufen. Finanziell nachbessern kann der Club nicht, das Schiedsgericht entscheidet allein, ob die DFL die Lizenz zurecht verweigert hat. „Das ist eine Katastrophe. Hätte ich gewusst, dass der MSV noch mehr Geld benötigt, hätte ich es gegeben“, sagte der Stadioninvestor und Ex-Vereinschef Walter Hellmich.
Bei einem Absturz in die Viertklassigkeit wären alle Profiverträge hinfällig. Erlöse aus Spielerverkäufen wären nicht mehr zu erzielen. Auch droht der Stadionprojektgesellschaft auf Kosten des Steuerzahlers die Pleite. Die Miete für die 2004 fertiggestellte Arena könnte sich der MSV in der Regionalliga kaum leisten. Hoffnung macht ein Präzedenzfall aus dem Jahr 2002: Die DFL hatte dem Zweitligisten Eintracht Frankfurt die Lizenz verweigert. Erst das Ständige Schiedsgericht gab den Hessen recht.