Debüt für Effenberg - Neuer Trainer beim SC Paderborn
Paderborn (dpa) - Dem Zweitligisten SC Paderborn ist mit der Verpflichtung des früheren Weltklassespielers Stefan Effenberg zum neuen Cheftrainer ein Coup gelungen.
„Die Chemie passt! Stefan Effenberg ist ein erstklassiger Fußball-Experte und heiß auf seine Aufgabe beim SCP“, sagte Clubpräsident Wilfried Finke nach den erfolgreichen Verhandlungen auf Mallorca. „Er wird unserer Mannschaft neues Selbstbewusstsein einhauchen und auch die Fans begeistern.“
Der 47 Jahre alte ehemalige Nationalspieler unterschrieb beim Bundesliga-Absteiger einen Vertrag bis zum 30. Juni 2017. Für Effenberg, der 2012 seine Fußballlehrer-Lizenz erwarb, ist es der erste Trainerjob. Er ist in Paderborn Nachfolger des vor einer Woche beurlaubten Markus Gellhaus, unter dessen Regie Paderborn in zehn Pflichtspielen nur sieben Punkte holte und auf Platz 15 zurückfiel.
Offiziell vorgestellt wird Effenberg am Mittwoch - danach wird er sein erstes Training leiten. Schon am Freitag gibt der gebürtige Hamburger sein Trainerdebüt gegen Eintracht Braunschweig.
„Seit einiger Zeit denke ich ernsthaft darüber nach, als Cheftrainer zu arbeiten. Für den Einstieg in dieses Metier ist Paderborn eine Top-Adresse, was auch die eindrucksvollen Karrieren meiner Vorgänger zeigen“, sagte Effenberg. „Der SCP verfügt über viel Qualität im Kader, daraus müssen wir jetzt möglichst schnell ein erfolgreiches Team formen.“
Für eine Reihe von heute renommierten Trainern war der ostwestfälische Club in den vergangenen Jahren ein Sprungbrett in die Bundesliga. Dies gilt für André Breitenreiter (FC Schalke 04), Roger Schmidt (Bayer Leverkusen) oder André Schubert (Borussia Mönchengladbach). „In der aktuellen Situation nach dem Bundesliga-Abstieg, einem großen Umbruch im Team und der Trennung von Markus Gellhaus scheint es uns sinnvoller, einen Coach mit Führungskompetenz und einer Karriere als hochklassiger Spieler zu verpflichten“, erklärte Finke seine ungewöhnliche wie mutige Wahl.
Schließlich ist Effenberg nicht nur ein Trainernovize, sondern als schillernde wie polarisierende Persönlichkeit bekannt. In den 90er und den ersten 2000er Jahren war er ein Star in der Bundesliga, der als genialer, führungsstarker Spielmacher unter anderem beim FC Bayern München und Borussia Mönchengladbach respektiert, aber wegen seiner Eskapaden, Provokationen und Skandale auch umstritten war.
So kam es 1994 bei der WM in den USA zum Eklat, als er mit einer abfälligen Geste („Stinkefinger“) nach dem Spiel gegen Südkorea Fans provozierte und daraufhin nach Hause geschickt wurde. „Ich bin nicht der Typ, der geliebt werden will“, sagte Effenberg, der nach seinem letzten Engagement bei Al Arabi in Katar seine Spielerlaufbahn 2004 beendete.
Den Kontakt zum neuen Coach hatte Paderborns Geschäftsführer Sport, Michael Born, hergestellt. „Bereits im ersten Gespräch hat mich Stefan Effenberg davon überzeugt, dass er der richtige Kandidat für unsere Position des Cheftrainers ist“, sagte der Manager. Dieser Eindruck habe sich im zweiten Gespräch mit Präsident Finke auf Mallorca vertieft.
„Die Geschichte der vergangenen Monate zeigt, dass wir einen anderen Typus brauchen als Trainer, dass wir eine andere Ansprache brauchen“, zitiert die „Sport Bild“ Finke. „Und was mir gefällt: Er kann schlecht verlieren!“
Als Co-Trainer wird Effenberg den 29-jährige Sören Osterland, der aktuell die U19-Nationalmannschaft von Ungarn betreut, mit nach Paderborn bringen. Osterland ist der jüngste Coach, der die Ausbildung als Fußballlehrer in Deutschland abgeschlossen hat.