Der 1. FC Köln spielt Risiko

Michael Meier sieht seinen Ex-Klub in einer schwierigen Phase. „Es ist nicht die Zeit für neue Philosophien.“

Düsseldorf. Michael Meier versteht das alles nicht. „Eine so große Zahl von Spielern trotz laufender Verträge in der aktuell schwierigen Situation öffentlich auszusortieren, ist ein in der Geschichte der Bundesliga außergewöhnlicher Vorgang“, sagt Meier im Gespräch mit unserer Zeitung.

Der Diplom-Kaufmann, im November 2010 beim 1. FC Köln entlassen („Ich war das Bauernopfer“), beobachtet die aktuelle Situation beim Bundesliga-Absteiger mit Sorge. „Man kann vertraglich gebundene Spieler nicht öffentlich demontieren und zugleich erwarten, dass sie für andere Klubs interessant werden“, sagt Meier.

Der geplante Transfer Pedro Geromels nach Spanien scheiterte. Der 26 Jahre alte Brasilianer, Anfang der letzten Saison noch auf sieben Millionen Euro Marktwert taxiert, tendiert gegen Null. Auch die vom neuen Trainer Holger Stanislawski aussortierten Michael Rensing, Milivoje Novakovic, Christopher Schorch und Alexandru Ionita sollen verkauft werden. Der Klub kalkuliert nach Angaben des „kicker“ aktuell noch mit einem Erlös von drei Millionen, ursprünglich waren es zumindest einmal sechs Millionen. Der mit 30 Millionen Euro in der Kreide stehende Bundesliga-Absteiger benötigt dringend Geld.

Für Michael Meier die denkbar ungünstigste Phase, um eine neue Philosophie auszurufen. „Auf den eigenen Nachwuchs zu setzen, ist nicht wirklich neu. Und die Frage ist, ob der Abstieg in die zweite Bundesliga dafür der richtige Zeitpunkt ist. Anstatt sich jetzt zu einigen wichtigen Spielern zu bekennen und damit ihren Marktwert zu steigern.“ Man müsse im Profifußball dem Spagat zwischen sportlichen Ambitionen und ökonomischem Handeln gerecht werden, sagt Meier. Und hat Zweifel, dass „dieser Spagat für den 1. FC Köln in dieser Situation aushaltbar ist“.

Meier nennt es typisch, dass in Geschäftsführer Claus Horstmann der nächste aus der Führungsspitze seine Demission für das nächste Jahr bereits angekündigt hat. „Die Probleme begannen mit dem Rücktritt von Wolfgang Overath im November. Was immer man von ihm als Präsident gehalten haben mag, er war und ist die Identifikationsfigur“, sagt Meier, der Overath stets gestützt hatte und am Ende geopfert wurde. Natürlich sei ein Abstieg immer eine schwierige Situation, aber „das ist kein Zeitpunkt für neue Philosophien“, sagt Meier.

Genau diese „neue Philosophie“ wird von Stanislawski, Frank Schaefer und Manager Jörg Jakobs verfolgt. „Ein Schönheitschirurg würde sagen: Sorry, aber Enthauptungen mache ich nicht“ antwortete Dortmunds Meistertrainer Jürgen Klopp im Hörsaal der Deutschen Sporthochschule Köln vor Sportstudenten die Frage, ob, wie und wann er den 1. FC Köln retten könnte.

Michael Meier kritisiert die Strategie. Dass sein ehemaliger Klub „durchgereicht“ wird, fürchtet er nicht. Aber er begründet das nicht mit dem Zustand des Klubs, sondern mit der Qualität der 2. Bundesliga: „In der letzten Saison war sie stärker als in der kommenden.“ Risiko in Köln. Claus Horstmann hält es für „berechenbar“.