VfB Stuttgart Der konsequente Herr Luhukay
Stuttgart/Düsseldorf. In Berlin nannten sie ihn „Napoleon“ und „General“ — was nicht zuerst an seinem störrischen Eigensinn lag. Aber auch ein bisschen. Und an seiner Körpergröße.
Jos Luhukay misst nur 1,68 Meter, aber eine Haltung hat er trotzdem. Zum Beispiel jene, dass ein Fußball-Trainer eine starke Persönlichkeit ist, an der das Umfeld nicht zu rütteln hat. Unverrückbar für den Niederländer Luhukay, der schon Trainer beim KFC Uerdingen, bei Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln war, auch in Augsburg und Berlin. Gestern beschloss der 53 Jahre alte Mann aus Venlo, dass beim Fußball-Zweitligisten VfB Stuttgart nichts dergleichen gegeben ist. Und ging. Nach vier Spieltagen in der 2. Bundesliga.
Als der zukünftige Stuttgarter Präsident Wolfgang Dietrich gestern im Kursaal von Bad Cannstatt über seine Vorstellungen parlierte, wie der VfB in die Erfolgsspur zurückfinden soll, verabschiedete sich zwei Kilometer Luftlinie entfernt gerade Luhukay von der Mannschaft.
Der Mann, der den Club nach dem Abstieg wieder erstklassig machen sollte, war die Querschüsse vor allem von Sportvorstand Jan Schindelmeiser leid. Der ist ebenfalls neu. Aber nicht alles, was gemeinsam neu ankommt, findet auch zusammen.
Schindelmeiser, der die letzten beiden Jahre mit der Restaurierung alter Automobile in Köln verbracht hatte, sagte gestern: „Ich wusste schon nach dem ersten Gespräch mit Jos Luhukay in Stuttgart, dass es nicht funktionieren würde.“
Dass Luhukay konsequent sein würde, musste man erwarten, wenn man den Trainer auch nur ein wenig kennt. Sowohl in Paderborn als auch in Augsburg ging er aus eigenen Stücken, in Paderborn sogar Tage vor Saisonstart, insgesamt ging er dreimal freiwillig — und wurde nur zweimal entlassen.
In Stuttgart ist nun Olaf Janßen „Interims-Cheftrainer“. Andreas Hinkel und Heiko Gerber stehen ihm als Co-Trainer zur Seite. Janßen ist der achte Cheftrainer seit September 2013, als Bruno Labbadia gehen musste. Luhukay hatte seinen Rückzug nach 76 Tagen im Amt über seine Anwälte mit mangelndem Vertrauen der Vereinsführung begründet. „Die Arbeit als Cheftrainer in einem großen Traditionsverein wie dem VfB funktioniert nur, wenn volle Rückendeckung von den entscheidenden Personen besteht.“ Der 53-Jährige verzichtete auf eine Abfindung und das Gehalt seines bis Juni 2019 laufenden Vertrages. cfi/kup