DFB überdenkt Schiedsrichter-Vergütung

Leipzig (dpa) - Vollprofis an der Pfeife soll es in Deutschland auch in Zukunft nicht geben, der DFB denkt allerdings über eine Optimierung des Schiedsrichtersystems im bezahlten Fußball nach. Dabei geht es auch um neue Honorar- und Einstufungssysteme.

„Eine Grundabsicherung würde unseren Schiedsrichtern gut tun“, bestätigte Lutz-Michael Fröhlich, Leiter der Schiedsrichter-Abteilung beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), in Leipzig. „Wir wollen die Bedingungen weiter optimieren. Dabei müssen wir sehen, dass wir die Schiedsrichter auch entlasten können, um Überforderungen zu vermeiden“, bemerkte Fröhlich zu den „Gedankenspielen“.

„Derzeit sind die Spieleinsätze Quelle des Erwerbs“, sagte der DFB-Abteilungsleiter. Für die Leitung eines Bundesligaspiels kassiert ein Referee 3800 Euro, für eine Partie in der 2. Bundesliga 2000 Euro und in der 3. Liga 750 Euro. „Wir haben auch den Blick in andere Nationalverbände“, bemerkte Fröhlich, der selbst 200 Bundesligaspiele geleitet hatte. So könnte es für die Schiedsrichter in den deutschen Profiklassen künftig ein Grundhonorar plus Einsatzprämien geben. Auch Leistungsklassen, wie es die Europäische Fußball-Union (UEFA) für ihre Unparteiischen praktiziert, wären ein denkbares Modell.

„Ich habe zwei Dreiviertel-Jobs“, beschrieb Bundesliga-Referee und Immobilienkaufmann Felix Zwayer am Rande eines Seminars des Verbandes Deutscher Sportjournalisten (VDS) seine derzeitige Doppelbelastung. „Dass man seine beruflichen Ambitionen zurückschrauben und auch finanziell im Job Abstriche machen muss, ist klar“, ergänzte der 30 Jahre alte Berliner, der ab diesem Jahr auch FIFA-Schiedsrichter ist. Dennoch ist er gegen den Vollprofi als Unparteiischen: „Ich bin nicht überzeugt, dass man besser wird, weil man Profi ist.“

Die Risiken für die Spitzen-Schiedsrichter sind ohnehin hoch: Anforderungen und Druck wachsen, wie zuletzt nicht nur der Fall Babak Rafati gezeigt hatte. Der langjährige Erstliga-Referee aus Hannover hatte einen Suizidversuch mit einer Depressionserkrankung und dem „wachsenden Leistungsdruck für ihn als Schiedsrichter“ begründet.

„Wir wollen das nicht nur an Babak Rafati festmachen. Das ist eine grundsätzliche Geschichte“, erklärte Fröhlich zu den Veränderungs-Gedanken. Es gebe auch Verletzungen, Krankheiten, dazu Leistungsschwankungen. „Fakt ist schon: Das Finanzielle spielt eine Rolle, wenn man vier Wochen keinen Einsatz hat und nur 50 Prozent verdient im Job“, sagte Zwayer.

Ein neues Honorar-System könnte mit helfen, dass die deutschen Spitzenkräfte „Beruf, Familie und Schiedsrichter ausbalancieren“, wie Fröhlich bemerkte: „Zunächst muss es Gespräche mit dem DFB und der Deutschen Fußball Liga geben. In einem bis anderthalb Jahren etwas Neues auf den Weg zu bringen, wäre ein Ziel.“ Das sei nicht gleichzusetzen mit der Einführung von Vollprofis an der Pfeife, wie es jüngst der Präsident des Fußball-Weltverband FIFA, Joseph Blatter, gefordert hatte. „Wir sehen unsere Schiedsrichter als professionell an“, betonte Fröhlich.