1860 bangt vor Freitag Drittliga-Lizenz hängt an Ismaik-Millionen
München (dpa) - Nach dem sportlichen K.o. im Kampf um die 2. Liga steht der TSV 1860 München vor einem schwarzer Freitag und dem Ende des Profifußballs an der Grünwalder Straße.
Bis um 15.30 Uhr muss der vom Abstieg, vielen Rücktritten und einem beispiellosen Führungschaos gebeutelte Verein die Lizenzauflagen für die 3. Liga erfüllen. Dabei geht es um eine Zahlung von rund 10 Millionen Euro, für die Geldgeber Hasan Ismaik zu sorgen hat. Dieser knüpft ein weiteres Engagement an Bedingungen, die der Verein „aus rechtlichen und organisatorischen Gründen in der gewünschten Form nicht erfüllen kann“, wie 1860 deutlich kundtat. Die Zeichen stehen auf Insolvenz.
2011 hatte der unberechenbare Milliardär aus Abu Dhabi die „Löwen“ noch gerettet. Jetzt liegt die Zukunft wieder in seinen Händen. Doch inzwischen wirkt Ismaik mehr wie ein Erpresser als ein Heiland. Dem Eindruck trat der Jordanier in einer Presseerklärung entgegen. Über die von ihm gewünschten Änderungen der Vereinsstrukturen herrsche Konsens. „Es gibt keinerlei Kontroverse über unsere Wünsche, geschweige denn einen Erpressungsversuch“, ließ er mitteilen.
„Ismaik ist im Moment die Schlüsselfigur“, stellte Rainer Koch klar, der Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und zugleich Chef des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV). Nur der jordanische Finanzier und Hauptanteilseigner an den Sechzigern könne das nötige Geld auftreiben, ist sich Koch sicher. Einen Spielraum gebe es nicht, unterstrich der Verbandsfunktionär im TV-Sender Sky Sport News HD: „Wenn die Bedingungen nicht erfüllt werden, gibt es keine Lizenz.“
Kein Geld, keine 3. Liga: Sollte sich Ismaik weigern, dann steht 1860 vor einer Versetzung in die 4. Liga und damit in den Amateurbereich. Verbandschef Koch kündigte bereits an, dass der BFV „gegebenenfalls auch Platz für eine 19. Mannschaft in der Regionalliga hätte“.
Der Verein bestätigte einen Artikel der „Süddeutschen Zeitung“ mit Details der jüngsten Tage, den Zukunftsvorstellungen von Ismaik und den Gründen des Rücktritts von Geschäftsführer Ian Ayre. Das Blatt hatte berichtet, dass Ismaik schon vor der Relegation gegen Jahn Regensburg (1:1/0:2) weitere Zahlungen an 1860 an knallharte und teils unerfüllbaren Bedingungen geknüpft habe.
So habe der Geldgeber, der ohnehin de facto Alleinentscheider beim deutschen Meister von 1966 ist, noch deutlich mehr Macht gefordert. Mit Verweis auf eine schriftliche Korrespondenz Ismaiks mit dem Vereinspräsidenten Peter Cassalette und Ayre hieß es in der „SZ“, der Investor wolle unter anderem ein Weisungsrecht des Stammvereins an den Geschäftsführer partiell abschaffen - was den Bundesliga-Statuten klar widerspreche. Zudem wolle er den gesamten Jugendbereich vom e.V. loslösen und der für die Profis zuständigen Kapitalgesellschaft untergliedern; in der KGaA hat Ismaik seit jeher das Sagen.
Der Hauptanteilseigner beteuerte, dass sowohl der Verein als auch die Deutsche Fußball Liga seine Vorschläge guthießen. „Zusammenfassend glaube ich nicht, dass meine Forderungen in irgendeiner Weise anrüchig sind.“ Indes warf er dem e.V. vor, Steuerprobleme zu haben und die Zukunft der Profis und seines Investments zu gefährden.
Nach einem selbst für 1860-Maßstäbe einmalig chaotischen Wochenstart war zunächst völlig offen, wie es weitergeht. „Diese Ungewissheit ist für mich das Allerschlimmste“, sagte Ex-Profi und Nachwuchstrainer Daniel Bierofka dem „Münchner Merkur“. Vor einem Jahr konnte er als Interims-Coach den Abstieg noch vermeiden, dieses Mal musste er als Assistent von Trainer Vitor Pereira die Relegations-Schmach gegen Regensburg mit ansehen. Wegen des Abstiegs der Profis muss auch Bierofkas U21 von der Regionalliga runter - und das als Vizemeister.
Medienberichten zufolge haben nur sechs Profis einen Vertrag für die 3. Liga. Bierofka glaubt, aus seiner U21-Nachwuchstruppe könnten die neuen „Löwen“ hervorgehen. „Wenn man den Kern mit erfahrenen Spielern verstärkt, wäre das eine gute Basis“, sagte der 38-Jährige.