Fans feiern schon Hertha-Aufstieg - Team zurückhaltend
Berlin (dpa) - Abgekämpft standen die Hertha-Profis vor der Ostkurve und genossen den Augenblick. Die Berliner Fans feierten bereits euphorisch den Wiederaufstieg. „Ha-Ho-He, Hertha BSC“ und „Wir steigen wieder auf“, schallte es durch das weite Rund des Olympiastadions.
„Diese Bilder haben wir lange nicht mehr gesehen“, sagte Manager Michael Preetz, der bereits zwei bittere Abstiege miterlebt hatte, nach dem 1:0 (0:0) gegen den 1. FC Kaiserslautern und dem erstmaligen Sprung an die Tabellenspitze der 2. Fußball-Bundesliga.
Doch das Wort Aufstieg ist für Spieler, Trainer und Manager tabu. Trotz des komfortablen Vorsprungs von 13 Punkten auf den Relegationsplatz drei wollte Preetz die Euphorie der Fans nicht teilen: „An unserer Planung hat sich nichts geändert. Im Fußball kann es schnell gehen und man verliert vier Spiele am Stück.“
Auch Trainer Jos Luhukay mahnte zur Vorsicht. „Wir sind noch nicht durch. Samstag haben wir ein sehr schweres Auswärtsspiel in Dresden, darauf müssen wir uns konzentrieren“, forderte der Niederländer. Allerdings ist es kaum vorstellbar, dass sich der Absteiger die Rückkehr in die Eliteliga elf Spieltage vor Saisonschluss noch nehmen lässt. Auch wenn die Hertha im neuen Jahr spielerisch den Ansprüchen nicht gerecht wird, wirkt die „Alte Dame“ doch sehr stabil. „Wir müssen weiter Punkte sammeln, dann steht uns nichts mehr im Weg“, befand Verteidiger Fabian Lustenberger und Kapitän Peter Niemeyer ergänzte: „Wir stehen da, wo wir hinwollen: Auf Platz eins. Und da wollen wir nicht mehr weg.“
Coach Luhukay bemängelte die fehlende Kreativität seiner Mannschaft, die eine Stunde lang in Überzahl „wenig Lösungen“ gegen kompakt stehende Pfälzer gefunden habe. Er hob aber die „Mentalität und den Charakter“ seiner Spieler hervor. „Das war vor meiner Zeit nicht der Fall“, erinnerte der 49-Jährige an den Abstieg im vergangenen Jahr, als das Team in seine Einzelteile zerfallen war. In dieser Spielzeit passt es aber. Spieler von außen fügen sich nahtlos ein. Wie Stürmer Pierre-Michel Lasogga, der nach seinem Kreuzbandriss gegen Lautern erst zu seinem zweiten Saisoneinsatz kam.
Der vom VfB Stuttgart umworbene bullige Angreifer brachte nach seiner Einwechslung mehr Schwung in die Offensive und bereitete das Siegtor von Peer Kluge (68.) mit einem feinen Direktpass vor. „Ich habe mich echt gefreut, dass ich zu dem Sieg beitragen konnte“, sagte der 21-Jährige. „Es war eine gute Entscheidung, ihn zu halten“, ergänzte Preetz mit Blick auf das kolportierte Vier-Millionen-Euro-Angebot aus Stuttgart: „Wir planen mit dem Jungen für die nächsten zwei Jahre.“ Diese Personalplanung steht immerhin, die des Aufstiegs dürfte bald folgen.