FCK-Boss Kuntz: Der einstige Heilsbringer in der Kritik
Kaiserslautern (dpa) - Auf Händen getragen wird Stefan Kuntz in der Pfalz schon lange nicht mehr. Der einst als Retter gefeierte Vorstandschef des 1. FC Kaiserslautern wird nach sechs Amtsjahren mittlerweile kritisch hinterfragt.
„Das System Kuntz funktioniert nicht mehr“, stellten Fans zuletzt auf einem Transparent fest. Die Einschätzung kommt nicht überraschend. Zwar läuft der Traditionsverein derzeit nicht Gefahr, in eine bedrohliche finanzielle Schieflage wie 2002 und 2006 zu rutschen. Doch Aufbruchstimmung wie bei seinem Amtsantritt im April 2008 kann Kuntz beim Fußball-Zweitligisten schon seit geraumer Zeit nicht mehr verbreiten.
Die Roten Teufel werden den Bundesliga-Aufstieg nach Lage der Dinge erneut verpassen und ein drittes Jahr im Unterhaus zubringen, wo sie nach ihrem Selbstverständnis nicht hingehören und keine großen Sprünge machen können. Die Einnahmen sind in allen Bereichen rückläufig, was in diesem Jahr erneut zu einem Verlust in der Bilanz führen wird.
Sollte das Saisonziel verpasst werden, trägt Kuntz einen Teil der Mitschuld. Weil sich der Verein aus finanziellen und vertragsrechtlichen Gründen bisher keinen Sportdirektor leisten konnte - der Aufsichtsrat plant derzeit eine Änderung des entsprechenden Passus' im Kuntz-Kontrakt -, zeichnete der Vorstandschef praktisch im Alleingang für alle Personalentscheidungen verantwortlich. Und die fielen nicht gerade glücklich aus.
Insgesamt hat Kuntz in den zurückliegenden sechs Jahren 73 Spieler verpflichtet. Im gleichen Zeitraum verließen 94 Profis den Betzenberg. Dennoch steht in der Gesamtbilanz ein Transferminus von rund sieben Millionen Euro. Wahrlich kein Ruhmesblatt für den FCK-Boss.
Der will seinen bis Sommer 2015 gültigen Vertrag aber auf jeden Fall erfüllen. „Ich werde nicht hinschmeißen, auch wenn wir nicht aufsteigen“, betonte er jüngst. „Für den Verein wäre der Aufstieg natürlich weltklasse und für unsere Fans wäre es überragend. Aber wirtschaftlich schaffen wir auch noch ein weiteres Jahr in der Zweiten Liga.“ Das immerhin wäre auch sein Verdienst, öffnet er mit seinem guten Namen doch immer noch so manche Tür bei der schwierigen Sponsorensuche.
Bei den Trainerverpflichtungen hatte der frühere Torjäger dagegen oft keinen guten Riecher. Milan Sasic, Alois Schwartz, Marco Kurz - unter dem 2010 immerhin für zwei Jahre die Bundesliga-Rückkehr gelang - sowie Krassimir Balakow und zuletzt Franco Foda hinterließen keine nachhaltigen Spuren.
Kosta Runjaic, der seit dem 16. September 2013 das Zepter schwingt, soll dies endlich schaffen. „Unser Trainer soll die Konstante werden. Das ist unser Ziel und ich glaube, wir sind auf einem guten Weg. Runjaic hat die Chance verdient, mit einem Kader nach seinen Vorstellungen in die neue Saison zu gehen“, versicherte Kuntz. Den Kader will er komplett auf den Prüfstand stellen.
Erschwert wird die Arbeit durch Störfeuer wie die Diskussionen um mögliche illegale Beihilfen, die der Bund der Steuerzahler Rheinland-Pfalz anprangert. Demnach seien in den vergangenen zehn Jahren rund 100 Millionen Euro an Steuergeldern unrechtmäßig an den Verein geflossen. „Das ist ein geplantes, hinterlistiges Foul an einem Unbeteiligten“, wies Kuntz die Anschuldigungen zurück. Ruhige Tage sind für ihn vorerst also nicht in Sicht.