„Geiles“ Derby nur für Union: Schmach für Hertha

Berlin (dpa) - Alles sprach für Hertha - jubeln durfte Union. Nach dem 1:1 im Hinspiel nun 2:1 im Derby - die „Berliner Stadtmeisterschaft“ hat der Außenseiter gewonnen. Dem Favoriten fehlten Biss und Glück.

Für die Union-Fans ist es weit mehr als ein normaler Zweitliga-Erfolg.

Die große „eiserne“ Party tobte in Berlin bis spät in die Nacht, Favorit Hertha BSC musste sich erst einmal vom Derby-Schock erholen. Noch nie hatte der 1. FC Union vor einer größeren Kulisse gespielt, noch nie gegen den Stadtrivalen und ersten Aufstiegsanwärter im Olympiastadion um Punkte gekickt - und dann gleich die 2:1-Sensation vor 74 244 Fans. „Das ist das Geilste, was man sich denken kann. Irgendwie haben wir Geschichte geschrieben“, jubelte nach 90 turbulenten und heiß umkämpften Derby-Minuten Unions Kapitän und Siegtorschütze Torsten Mattuschka.

„Die Schmach müssen wir eine Woche ertragen“, kommentierte dagegen Hertha-Trainer Markus Babbel die bittere Niederlage. Sein Team bleibt zwar mit 42 Punkten Spitzenreiter, vergab aber einen größeren Abstand auf die Konkurrenz. Babbel wusste bereits vor dem emotionalen Duell, das viele Fans noch immer vor allem als Begegnung West gegen Ost oder Arm gegen Reich sehen, warum er Derbys nicht mag. „Schon als Spieler stand ich immer in Mannschaften, die viel zu verlieren, aber eigentlich nichts zu gewinnen hatten.“

So war es auch diesmal, obwohl Hertha klar das Spiel bestimmte: 16:6 Torschüsse, 8:3 Chancen, 10:3 Ecken. „Wir brauchen einfach zu viele Möglichkeiten, das Tor zu machen. Da sind wir zu nachlässig“, monierte Babbel und entschuldigte sich danach bei den Fans: „Es ist kein Wunschkonzert. Meine Mannschaft hat sich auch von der Kulisse anstecken lassen, wir haben uns das selbst eingebrockt.“

Dabei hatte eine stürmisch beginnende Hertha nicht nur das 1:0 durch Roman Hubnik (13. Minute) markiert, sondern die gegen den Abstieg kämpfenden Gäste um Torhüter Marcel Höttecke schwer verunsichert. „Das war ein Wahnsinn, eine Welle nach der anderen ist auf uns zugekommen“, bemerkte Paul Thomik, der zeitig für den nach einem Zusammenprall mit Peter Niemeyer verletzten Michael Parensen (Schädel-Hirn-Trauma) ins Spiel kam.

„Entscheidend war, dass Hertha nach dem 1:0 das Tempo rausgenommen hat und wir mehr Ruhe und Sicherheit gefunden haben. Dieses Spiel werden die Union-Fans nie im Leben vergessen“, schilderte der sichtbar stolze Manager Christian Beeck den Coup des Außenseiters. Erst nahm John Jairo Mosquera nach 244 Liga-Minuten ohne Union-Tor genau Maß (37.). Dann versetzte Kapitän Mattuschka (71.) mit einem direkt verwandelten Freistoß aus 25 Metern die Union-Gemeinde in Party-Stimmung - und manche Träne rollte bei den „Eisernen“.

„Natürlich ist es etwas Besonderes. Wenn man zurückblickt, wie wir vor fünf Jahren angefangen haben: Da standen wir in Torgelow nach dem Spiel in einem Festzelt am Biertisch“, erinnerte Beeck an die Entwicklung vom Oberligisten bis hin zum Hertha-Bezwinger. Für die Fans der „Schlosserjungs“ wird der 5. Februar 2011 ein Datum für die Ewigkeit bleiben.