Harte Landung: Ost-Clubs in Realität angekommen

Leipzig (dpa) - Abstiegskampf statt Fußball-Aufschwung Ost: Bereits nach sechs Spieltagen in der 2. Bundesliga ist die Euphorie bei den Ostclubs verflogen.

Hatte man allerorten zwischen Kap Arkona und Fichtelberg nach dem Aufstieg von Hansa Rostock und Dynamo Dresden prophezeit, dass nun endlich auch der Osten im Profigeschäft angekommen ist, gibt es nun lange Gesichter. Denn weder die beiden Neuen noch der FC Erzgebirge Aue als das Überraschungsteam der vergangenen Saison oder der 1. FC Union Berlin konnten bisher die Erwartungen erfüllen. Lediglich Energie Cottbus kann sich beim Blick auf die Tabelle, vor allem aber auf die Punkteausbeute, etwas zurücklehnen.

Dabei hatten vornehmlich die beiden Aufsteiger einzig und allein den Klassenerhalt auf ihre Fahnen geschrieben und jegliche Erwartung von Außen gedämpft. Dynamo Dresden, ohnehin durch die Relegation gegen den VfL Osnabrück mit erheblichem Planungsrückstand, hat erst mit dem Ende der Transferperiode einen zweitligatauglichen Kader zusammen. Jetzt muss daraus ein homogenes Team geformt werden. Ansätze von Klasse lieferte das Team von Trainer Ralf Loose bereits, nur gab es dabei wenig Punkte. „Wir müssen einfach cleverer werden, aus unserer Überlegenheit auch Tore und damit Punkte machen“, meinte Loose, der mit den Neuverpflichtungen nun Alternativen hat.

Unzufrieden ist man beim noch sieglosen FC Hansa Rostock nur mit den erreichten Zählern. „Wir sind in dieser Liga angekommen. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie mithalten kann“, sagte Manager Stefan Beinlich. „Uns fehlt im Moment noch die letzte Lösung vor dem Tor“, fügte Trainer Peter Vollmann hinzu, der besonders Marek Mintal vermisst. Das „Phantom“ ist mit einer schweren Adduktorenverletzung seit Anfang August außer Gefecht.

Trainer Rico Schmitt hatte schon zum Ende der vergangenen Saison davor gewarnt, den FC Erzgebirge Aue auf ein Aufstiegsfavoriten-Schild zu heben. „Die zweite Saison wird sehr schwer“, hatte der Fußball-Lehrer angesichts der immer schwächer werdenden Leistungen seines Teams prophezeit und sieht sich nun bestätigt. Den Erzgebirgern fehlt das Überraschungsmoment, sie sind leicht ausrechenbar und vor dem gegnerischen Tor praktisch nicht vorhanden. Das belegen magere zwei Treffer in sechs Spielen. Doch bei den Unentschieden in Braunschweig und gegen Cottbus gab es positive Ansätze. „Wir sind jetzt auf einem guten Weg“, bemerkte Schmitt.

Noch nie war der 1. FC Union mit einem so anspruchsvollen Ziel in eine Zweitliga-Saison gestartet. Coach Uwe Neuhaus hatte einen einstelligen Tabellenplatz als Vorgabe für die dritte Serie im Unterhaus nacheinander ausgegeben. Doch die „Eisernen“ haben ein großes Problem: Es gibt keine Stabilität, in Drucksituationen wie beim 0:4 in Dresden bricht schnell alles auseinander. Neuhaus ist aber ehrgeizig. „Mittel- bis langfristig“ sei es durchaus möglich, dass er den Club sogar in die Bundesliga bringt.

Davon muss man bei Energie Cottbus nicht träumen. Trainer Claus-Dieter „Pele“ Wollitz hat ein Team beisammen, das durchaus in der Lage scheint, zurück ins Oberhaus zu klettern. „Wir wollen die da oben ein wenig ärgern“, meinte der Coach, der mit 31 Spielern einen stolzen Kader und damit unheimlich viele Optionen hat. Es scheint so, als wenn Energie der einzige Verein in dieser Spielzeit sein wird, der die Fußball-Euphorie im Osten am Leben hält.