Herzschlagfinale in Offenbach: Dresden steht Kopf
Dresden (dpa) - Selten zuvor war die Chance so groß, selten zuvor war der Club so nah am Ziel und doch hat die Mannschaft noch nichts erreicht: Für Fußball-Drittligist SG Dynamo Dresden entscheiden am Samstag 90 Minuten auf dem „Bieberer Berg“ über Tränen der Freude oder der Trauer.
Die Schwarz-Gelben wollen das letzte Punktspiel bei Kickers Offenbach unbedingt gewinnen, um Relegationsplatz drei zu verteidigen, auf dem das Team momentan mit 62 Punkten steht. Für die Offenbacher ist die Saison gelaufen, doch hinter Dresden lauert der SV Wehen Wiesbaden mit nur einem Punkt Rückstand. Die Hessen müssen am Samstag beim abstiegsbedrohten SV Werder Bremen II antreten. Dresdens Trainer Ralf Loose überlässt im Vorfeld des „Herzschlagfinales“ nichts dem Zufall.
So ordnete der 48-Jährige ein Kurztrainingslager in Neu-Isenburg an, um sein Team optimal auf die finale Partie vorzubereiten. „Die Spieler müssen sich akklimatisieren. Ich habe mir noch ein Kulturprogramm einfallen lassen und wir werden am Freitag zur Spielzeit von Samstag trainieren“, sagte der Coach am Donnerstag.
Auch in Sachen „heißer Draht“ nach Bremen ist Loose bestens vorbereitet. Trainer Peter Németh, der unter Loose bei den Sportfreunden Siegen spielte, bot sich sofort an, um an der Weser live das Spiel für die Schwarz-Gelben zu verfolgen. „Ich brauchte ihn nicht zu überreden, das ist Ehrensache. Er wird unseren sportlichen Leiter Steffen Menze über wichtige Neuigkeiten vom Platz informieren“, erklärt Loose.
All das ist aber nicht nötig, wenn Dresden seine Hausaufgaben selbst erledigt. Mit bisher 18 Siegen im Gepäck spielt Dynamo die erfolgreichste Saison seit langem. Beim Abstieg aus der 2. Bundesliga 2006 fehlte ein einziger Punkt zum Klassenerhalt, seitdem träumt man in Dresden wieder von höherklassigem Fußball. Nach zwei Jahren in der Regionalliga kam die Mannschaft aber auch in der dritten Liga nie über die 50 Punkte Marke hinaus und musste sich vergangenen Saison mit einer fulminanten Rückrunde sogar vor dem Abstieg retten.
Loose übernahm am 12. April das Traineramt von Vorgänger Matthias Maucksch, mit dem das Team 14 Siege und 49 Punkte einfuhr. Seit Looses Start in Dresden sind seine Männer in fünf Partien ungeschlagen. Und die Euphorie in Elbflorenz ist groß: Bereits am Mittwochabend um 22.30 Uhr kamen die ersten Fans zum Kassenhäuschen und campierten die Nacht am Stadion, um eines der letzten 400 Tickets für das Offenbach-Spiel zu ergattern. Offiziell hat Dresden ein Kontingent von 1200 Karten, im heimischen „glücksgas stadion“ gibt es zudem ein Public Viewing.
Einer, auf dem die Hoffnungen besonders ruhen, ist Top-Torjäger Alexander Esswein. Bisher traf der Stürmer 17 Mal und vor seinem Wechsel zum 1. FC Nürnberg will der 21-Jährige mit Dynamo aufsteigen. „Das wäre ein Traum, denn es ist eine Ehre, in Dresden zu spielen. Ich habe noch nie erlebt, dass eine ganze Stadt so hinter dem Verein steht wie hier“, sagt Esswein. Am liebsten will der Hip-Hop Musikliebhaber sich mit ein, zwei Toren verabschieden und dann die Aufstiegskorken knallen lassen.