Ingolstadts Aufstiegs-Märchen wird wahr - Aalen Letzter

München (dpa) - Weißbier- und Sektduschen, rauschende Feier mit der Schale: Der FC Ingolstadt hat seine Wahnsinns-Saison mit dem Bundesliga-Aufstieg gekrönt.

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Der Dauer-Spitzenreiter kürte sich am Sonntag durch das 2:1 (1:1) gegen RB Leipzig vorzeitig zum 54. Club in der Beletage des deutschen Fußballs - und zum Zweitliga-Meister. Aufstiegstrainer Ralph Hasenhüttl sank auf den Boden, konnte sich vor Umarmungen im euphorisierten Stadion kaum noch retten. „Eine pure Explosion der Gefühle“, schwärmte der verletzte Kapitän Marvin Matip. „Wir haben das reingepackt, was für diese Mannschaft steht - Leidenschaft, Emotion“, frohlockte ein erleichterte Hasenhüttl.

Jede Menge traurige Mienen gab es dagegen beim VfR Aalen. Nach dem 2:4 (1:2) gegen den 1. FC Heidenheim kann der Verein, der gegen einen Punktabzug kämpft, nur auf einen Klassenverbleib am Grünen Tisch hoffen.

Als Tabellenzweiter hat Aufsteiger SV Darmstadt 98 trotz eines Rückschlags bei der SpVgg Greuther Fürth beste Chancen auf einen märchenhaften Durchmarsch. Das 0:1 (0:0) durch einen Freistoß von Marco Stiepermann (61.) bedeutete neben dem Dämpfer für die Hessen auch einen Riesenschritt für die Franken auf dem Weg zum Liga-Verbleib. „Es geht bis zum letzten Spieltag um Alles. Wir haben die Chance eine Sensation zu schaffen“, erklärte 98-Verteidiger Aytaç Sulu vor dem Heimspiel gegen Pauli.

Jeweils ein Punkt hinter Darmstadt wittern der Karlsruher SC nach einem 2:0 (1:0) durch zwei Tore von Rouwen Hennings (43./87.) bei Eintracht Braunschweig und der 1. FC Kaiserslautern nach einem ernüchternden 0:0 bei Erzgebirge Aue weiter ihre Aufstiegschance. „Ich glaube fest daran, dass wir es noch schaffen“, sagte FCK-Coach Kosta Runjaić vor dem spannenden Fernduell. „Wir müssen unsere Aufgaben machen“, erklärte der mit 17 Treffern in der Torschützenliste führenden KSC-Mann Hennings.

Vertagt wurden am dramatischen vorletzten Spieltag auch die weiteren Entscheidungen im Abstiegskampf. Nach dem derzeitigen Absteiger Aalen (31) hat Aue (35 Punkte) die schlechtesten Karten. Ebenfalls prekär ist die Lage für FSV Frankfurt (36) nach dem 1:3 (1:1) gegen Union Berlin. Der TSV 1860 München (36 Punkte) zittert auch nach dem 2:1 (0:1) gegen den 1. FC Nürnberg weiter.

Nach Rückstand feierte der FC St. Pauli (37 Punkte) um Doppeltorschütze Lennart Thy ein furioses 5:1 (2:1) gegen den VfL Bochum auf dem Weg zum Klassenverbleib. Der SV Sandhausen (38) blickt trotz des 0:2 (0:1) gegen Fortuna Düsseldorf der Rettung entgegen. Fix schon jetzt: Arminia Bielefeld und der MSV Duisburg heißen zwei neue Clubs in der 2. Liga, Holstein Kiel wartet auf den Relegationsgegner.

Bevor die rauschende Ingolstädter Aufstiegsparty begann, musste ein kleiner Kater verarbeitet werden. Dominik Kaiser (4. Minute) brachte den Gast aus Leipzig in Führung, aber Mathew Leckie (45.+1/Foulelfmeter) und Stefan Lex (76.) gaben den Startschuss für die größte Ingolstädter Fußball-Party. „Das ist etwas Historisches für die ganze Stadt, für die Region“, sagte Sportdirektor Thomas Linke über den Aufstieg. Elf Jahre nach den Gründungstag darf der FCI in der kommenden Saison auf Bundesliga-Tour gehen. „Das hat historische Dimension“, konstatierte auch Co-Trainer Michael Henke, einst erfolgreicher Bayern-Assistent und Ottmar Hitzfeld.

Am 155. Vereinsgeburtstag schöpften die Münchner „Löwen“ nach einem Sieg vor der Saison-Rekordkulisse von 68 500 Zuschauern wieder Hoffnung. 22 Jahre nach dem Aufstieg kann der bittere Gang in die 3. Liga am Sonntag in Karlsruhe aus eigener Kraft vermieden werden - das können auch Sandhausen (in Bochum), Pauli (in Darmstadt) und Fürth (in Leipzig) schaffen.

Nach drei Jahren in der 2. Liga kämpft Aalen weiter verbissen gegen den Abstieg, nun aber nur noch vor dem Ständigen Schiedsgericht. Dort hofft der VfR, dass der Zwei-Punkte-Abzug für die laufende Saison doch noch rückgängig gemacht wird.