Investor Ismaik legt gegen 1860-Führung nach
München (dpa) - Der bizarre Machtkampf beim TSV 1860 München eskaliert immer mehr - inzwischen ermuntert Investor Hasan Ismaik die Fans sogar offen zum Putsch gegen die Vereinsführung.
„Ich appelliere an die Fans: Ihr müsst euch zusammentun, um diese Bande aus dem Verein zu treiben. Man muss beim TSV 1860 einfach aufräumen“, sagte der Jordanier in einem Interview des Lokalsenders münchen.tv. Die Vereinsoberen seien „nicht daran interessiert, dass der Verein Erfolg hat“, argumentierte der millionenschwere Araber.
In ruhigem Tonfall, aber mit aller Wortgewalt zerlegte der wütende Geldgeber die Verantwortlichen des Fußball-Zweitligisten in dem knapp 40-minütigen Video und befeuerte den Dauerclinch aufs Neue. „Sie haben den Club von der ersten in die zweite Bundesliga gestürzt“, behauptete er gar - obwohl keiner der jetzigen Verantwortungsträger beim Erstliga-Abstieg vor neun Jahren schon etwas zu sagen hatte. „Sie denken, ich bin eine Geldmaschine, die alles bezahlt und dann wieder nach Hause fährt“, sagte der Jordanier, der die „Löwen“ mit seinem Einstieg erst vor zwei Jahren vor der Pleite bewahrt hatte.
Die Zeit des Miteinanders währte aber bestenfalls in den ersten Monaten, seitdem verschlechtert sich das Verhältnis zwischen Ismaik und den 1860-Chefs dramatisch. Mit dem ehemaligen Präsidenten Dieter Schneider überwarf sich der Jordanier ebenso wie mit dessen Nachfolger Hep Monatzeder. Nach nur 25 Tagen im Amt war der Grünen-Politiker auf Ismaiks Bestreben wieder aus dem Amt gekippt worden, als ihm die 1860-Delegierten im April das Vertrauen entzogen.
Das allein aber reicht Ismaik noch nicht. Geschäftsführer Robert Schäfer muss in seinen Augen ebenso verschwinden wie der übrige Rest des sowie geschwächten 1860-Führungszirkels. „Das sind nicht die richtigen Leute. Sie respektieren mich nicht“, äußerte Ismaik. Schäfer erwägt nach Medienberichten jetzt rechtliche Schritte.
Im Weg für eigenständiges Handeln steht Ismaik vor allem die 50+1-Regel der Deutschen Fußball Liga, die die Unabhängigkeit der Clubs vor außenstehenden Finanziers sichern soll. „Ich appelliere an die DFL zu überdenken, ob es richtig ist, so viel Geld zu investieren und nur so wenig Mitspracherecht im Verein zu haben“, sagte Ismaik - und stellte mal eben ein in Fußball-Deutschland seit Jahren etabliertes und weitgehend anerkanntes Kontrollsystem infrage.
Ismaiks letzte Waffe ist Druck. Erst vor Wochen hatte er drei Darlehensverträge mit dem Verein gekündigt und zumindest indirekt seinen Rückzug angekündigt - nicht zum ersten Mal. Jetzt bleibt er doch und setzt auch auf die Angst der Anhänger, der Verein könnte ohne Ismaiks Gelder in finanzielle Probleme geraten.
In der Nacht zum Montag lud er kurzerhand 40 Fanvertreter in eine 1860-Stammkneipe und machte mächtig Politik in eigener Sache. Er suchte auch nach Gemeinsamkeiten. „Die Fans zahlen das Ticket, sie sind meine Partner. Sie zahlen so wie ich zahle“, behauptete Ismaik.