Leipzig trennt sich von Zorniger - Tuchel als Lösung?
Leipzig (dpa) - Nach dem nicht ganz freiwilligen Abgang von Aufstiegscoach Alexander Zorniger ist bei RB Leipzig der Weg für eine mögliche große Lösung mit Thomas Tuchel frei.
„Die letzten Schritte waren nicht nur Stagnationen, sondern ein Rückschritt. Unsere Entscheidung, im Sommer den Trainer zu wechseln, ist am Wochenende gereift und wurde auch mit Dietrich Mateschitz besprochen“, begründete RB-Sportdirektor Ralf Rangnick auf einer Pressekonferenz das Ende der zweieinhalbjährigen und durchaus erfolgreichen Ära unter Zorniger.
Der 47 Jahre alte Coach, der den von Milliardär Mateschitz finanzierten Club aus der Viertklassigkeit in die 2. Liga geführt hatte, zog sogleich seine Konsequenzen und trat zurück. Eine „einvernehmliche Trennung“ sei es gewesen, teilten die Sachsen mit und installierten den bisherigen U17-Trainer Achim Beierlorzer als Platzhalter für den neuen starken Mann. Dass dies im Sommer der frühere Mainzer Trainer Tuchel ist, wird in Leipzig seit Wochen spekuliert, Rangnick wollte sich an den Gerüchten nicht beteiligen. „Wir wollen und können nicht über mögliche Trainer für die neue Saison sprechen. Das wäre unseriös. Wir werden erst dann etwas bekanntgeben, wenn eine Entscheidung feststeht.“
Eine sofortige Verpflichtung Tuchels, der sich eigentlich eine Auszeit für ein Jahr genommen hat, wäre problematisch. Der Vertrag zwischen dem Bundesligisten und dem Coach ist nicht aufgelöst, sondern ruht nur, wie der Mainzer Manager Christian Heidel beim TV-Sender Sky nochmals bestätigte. So kommt vorerst auf Beierlorzer die Aufgabe zu, den Traum von der Bundesliga womöglich schon in diesem Jahr zu realisieren. „Ich denke sicher, dass es möglich ist, mit dieser Mannschaft in dieser Saison noch aufzusteigen“, sagte Beierlorzer.
Nach dem 0:2 beim abstiegsgefährdeten FC Erzgebirge Aue war bereits mit einer Ablösung Zornigers gerechnet worden, zumal der Sportchef und der Coach seit Wochen nicht mehr auf einer Wellenlänge lagen. „Wenn wir das Ziel erreichen sollten, wird mein Denkmal hier bestimmt nicht kleiner als das des Sportdirektors sein. Trotzdem tut uns Demut nach wie vor gut“, hatte Zorniger in der Pressekonferenz vor dem Spiel in Aue gesagt. Rangnick hatte daraufhin gekontert: „Mit oder ohne Demut: Wenn wir einfach nur die Saison hätten zu Ende spielen wollen, dann hätten wir nix ändern müssen.“ Dann wäre RB „sicher irgendwo zwischen Platz sechs und zwölf gelandet. Wenn wir uns gut entwickeln, dann ist Platz eins bis drei drin.“
Gar so forsch war Rangnick nun nicht mehr. „Doch wenn wir doch noch die Chance kriegen, werden wir sie nutzen.“ Zorniger hatte da schon seinen Platz trotz des bis 2016 datierten Vertrages geräumt. „Es war nach dieser intensiven und erfolgreichen Zeit natürlich nicht einfach, diese Entscheidung zu treffen. Doch aufgrund der mir gegenüber offen kommunizierten Absicht, im Sommer eine Veränderung vorzunehmen, ist es meiner Meinung nach besser, jetzt sofort einen Cut zu machen“, sagte Zorniger in einer RB-Mitteilung.
Angesichts der zuletzt enttäuschenden Ergebnisse kommt die Entwicklung nicht überraschend. In den vergangenen neun Spielen gab es nur zwei Siege, der Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz wuchs auf sechs Zähler an. Zuviel für Rangnick, der lieber schon in dieser Saison die Bundesliga stürmen will. Zorniger gingen die ehrgeizigen Pläne zu weit.
Dafür wurde für neun Millionen Euro noch einmal investiert. Rangnick selbst überlegte kurz, auf die Trainerbank zurückzukehren. „Kurz- und langfristig wäre das aber keine gute Lösung gewesen. Ich bin Sportdirektor und möchte das auch bleiben“, betonte der Schwabe.
Er hatte Zorniger vor zweieinhalb Jahren vom Regionalligisten SG Sonnenhof Großaspach nach Leipzig geholt. „Alex hat hier hervorragende Arbeit geleistet und war mit der Mannschaft in den letzten zweieinhalb Jahren maximal erfolgreich“, lobte Rangnick im Nachhinein. Persönliche Dinge hätten keinen Einfluss auf die Entscheidung gehabt.