„Löwen“-Präsident streitet mit Investor

Planegg (dpa) - Wer zahlt, schafft an! Nach der Rettung des TSV 1860 München durch Investor Hasan Ismaik sorgt die arabische Auslegung des bayerischen Sprichworts für großen Ärger beim Fußball-Zweitligisten.

„Rechte, die uns per Vertrag und per Satzung zustehen, sollen nach den Vorstellungen des Investors teilweise außer Kraft gesetzt werden“, kritisierte „Löwen“-Präsident Dieter Schneider auf der Delegiertenversammlung in Planegg bei München. So erzürnt Schneider angesichts des neuen Streits war, am Ende durfte er sich freuen: Mit deutlicher Mehrheit wurde er wiedergewählt.

Der 64-Jährige war im Frühjahr maßgeblich am Anteilsverkauf an Ismaik beteiligt. „Wir standen vor der Wahl: Entweder Insolvenz oder die Investorenlösung“, stellte Schneider vor den Delegierten klar. Für 18,4 Millionen Euro erhielt der jordanische Geschäftsmann damals 49 Prozent der stimmberechtigten und 11 Prozent der nicht stimmberechtigten Anteile an der ausgegliederten Profi-Fußballabteilung. „Beide Seiten mussten Kompromisse machen. Der abgeschlossene Vertrag ist nicht die Ausgangsbasis, um in der Folge all das, was ich in den regulären Verhandlungen nicht erreicht habe, jetzt nachzuverhandeln“, mahnte Schneider.

Im Wesentlichen dreht sich der Streit um die Frage, wer für künftige Investitionen in neue Spieler bezahlen soll. Bis spätestens 2014 will der Verein, der derzeit auf Tabellenplatz acht der 2. Liga steht, in die Bundesliga aufsteigen. Ismaik will Geld nur noch als Kredit der Profiabteilung zuschießen. „Da wären wir in kürzester Zeit verschuldeter als je zuvor“, mahnte Schneider. Er will, dass „zukunftsträchtige Investitionen, die den Wert des Anteils erhöhen, an Erfolg oder Misserfolg dieser Investitionen gekoppelt werden“.

Auch Geschäftsführer Robert Schäfer musste Kritik vom „Löwen“-Boss einstecken. Schneider kritisierte, seit Vertragsunterzeichnung „seitens der Geschäftsführung vom Informationsfluss abgeschnitten“ worden zu sein: „Wir konnten mangels Informationen unsere Kontrollfunktion nicht mehr ausüben.“ Schäfer widersprach: „Die Kommunikation war mit dem Aufsichtsrat abgestimmt. Und wem die Informationen nicht reichen, kann ja einfach anrufen und fragen.“

Die neuen Machtverhältnisse werden auch von außen mit Interesse verfolgt. Nach den Statuten der Deutschen Fußball Liga (DFL) darf ein Investor nur Minderheitseigner eines Proficlubs sein und keinesfalls die Vereinspolitik diktieren. „Es gibt diese 50+1-Regelung, das muss auch der Investor verstehen“, sagte Vizepräsident Wolfgang Hauner. Nur unter dieser Prämisse habe die DFL zugestimmt. „Wir wissen, dass uns die DFL genau im Auge behält“, warnte Schneider.