Misstöne vor dem Saisonstart der 2. Liga
München (dpa) - Die 2. Fußball-Bundesliga wird 30 Jahre alt, aber zum Jubiläum wird die Vorfreude auf die neue Saison von Misstönen begleitet. Die Mehrzahl der Trainer ist stocksauer über den Frühstart, bei den Sicherheitsbehörden herrscht vor dem Saisonauftakt am Freitag höchste Alarmbereitschaft.
Mit den Hooligans der Bundesliga-Absteiger Eintracht Frankfurt und FC St. Pauli sowie den gewaltbereiten Fans der Aufsteiger Hansa Rostock, Dynamo Dresden und Eintracht Braunschweig nimmt das Krawall-Potenzial deutlich zu, befürchten Sicherheitsexperten.
Bereits zum Saisonauftakt steht mit dem brisanten Ostderby zwischen Energie Cottbus und Dynamo Dresden ein Risikospiel auf dem Programm. Im freien Ticketverkauf wurden erste Sicherheitsmaßnahmen getroffen: Jeder Interessent erhält nur gegen Vorlage des Personalausweises maximal zwei Karten.
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) teilt die Sorgen der Polizeigewerkschaft (GdP), die durch die „Ballung gewaltbereiter Fußball-Anhänger“ eine hohe Belastungsprobe erwartet. Man werde „im Rahmen unserer Möglichkeiten“ eine sichere Abwicklung der Saison gewährleisten, hat DFL-Geschäftsführer Christian Seifert versprochen und davor gewarnt, jedes Spiel zu seinem Sicherheitsrisiko hochzustilisieren.
Sportliche Höhepunkte sind am ersten Spieltag der insgesamt 38. Zweitligasaison - 1981 wurde die Klasse eingleisig - in Fürth zu erwarten, wo die Spielvereinigung Ex-Bundesligist Frankfurt einem ersten Test unterzieht. Das Team von Trainer Armin Veh zählt neben dem VfL Bochum zu den Top-Aufstiegsfavoriten. Bochum beschließt die erste Runde mit dem Gastspiel am Montag bei Fortuna Düsseldorf.
Sportlich bekommt die 2. Liga mit fünf Ost-Vereinen oder dem Kiezclub aus Hamburg neue Reize, die Kritik am frühen Saisonstart nimmt unterdessen an Schärfe zu. Veh bezeichnet den Terminplan als „Schwachsinn hoch drei“. Die Einschätzung einiger Vereinsbosse, die Liga genieße mehr Aufmerksamkeit, ist für den neuen Eintracht-Coach „kompletter Unsinn“. Auch Cottbus-Coach Claus-Dieter Wollitz will von mehr Wahrnehmung nichts wissen und verweist auf das Finale der Frauen-WM und die Hauptferienzeit.
Den heftigen Diskussionen um Frühstart und Gewalt zum Trotz will das Fußball-Unterhaus seinen Ruf als „beste zweite Liga der Welt“ weiter aufpolieren. „Die Liga ist von der Qualität her noch besser geworden“, meint Bochums Coach Friedhelm Funkel.
Spieler mit klangvollen Namen sind jedoch Mangelware. Prominentester Akteur ist „Tor-Phantom“ Marek Mintal, der ablösefrei vom 1. FC Nürnberg zu Hansa Rostock wechselte. Teuerster Neuzugang ist der kroatische Nationalspieler Gordon Schildenfeld. Der Innenverteidiger kam für eine Million Euro von Sturm Graz zur Frankfurter Eintracht.
Die zwei Top-Favoriten lassen sich den Aufstieg 29 Millionen Euro kosten - Frankfurt kalkuliert mit einem Saison-Etat von 19 Millionen, Bochum mit zehn Millionen Euro. Insgesamt planen die 18 Clubs mit einem Lizenzspieler-Etat von fast 130 Millionen Euro.
Auf dem Transfermarkt hielt sich die Liga wie in den vergangenen Jahren zurück. Stand Mitte Juli haben die 18 Clubs mit knapp über vier Millionen Euro zwei Millionen weniger als im Vorjahr in neue Spieler investiert.
Die Etats der 18 Zweitligisten im Überblick: