Nach einer Chaos-Saison Mit „Jeff le Chef“: Arminia rockt die 2. Liga

Bielefeld (dpa) - Als Jeff Saibene Ende März Trainer in Bielefeld wurde, herrschte bei der Arminia Untergangsstimmung. Fünf Monate später mischen die Ostwestfalen mit „Jeff le Chef“ die 2. Fußball-Bundesliga auf.

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„Schön, schön, schön“, sagte der Luxemburger nach dem 2:0 (2:0)-Erfolg im Westfalen-Derby gegen den VfL Bochum am Montagabend in der Schüco-Arena. Und draußen skandierten die lange leidgeplagten Arminia-Fans immer wieder „Spitzenreiter“ und kokettierten - eher ironisch - mit dem Bundesliga-Aufstieg.

Dass die 2009 abgestiegene Arminia schon im nächsten Sommer dorthin zurückkehren wird, glaubt trotz des Traumstarts mit neun Punkten aus drei Spielen und der ersten Zweitliga-Tabellenführung seit fast acht Jahren noch niemand. „Wir müssen schon bescheiden bleiben und die Ballen flach halten“, sagte Saibene und mahnte damit, nicht abzuheben. „Aber Zufall ist dieser Start nicht. Wir haben schon Ende der vergangenen Saison gezeigt, dass wir es können.“

Als hierzulande völlig unbeschriebenes Blatt kam der 48-Jährige vor knapp sechs Monaten nach Bielefeld und trat als vierter Trainer in einer wieder einmal chaotischen Saison eine extrem schwierige Aufgabe an. Die Arminia war in höchster Not und ein Abstieg hätte für den immer noch hoch verschuldeten Traditionsclub vermutlich auch den finanziellen Kollaps bedeutet. Doch mit Ruhe und Entschlossenheit rettete Saibene die Ostwestfalen, mit einem berauschenden 6:0 gegen Aufstiegskandidat Braunschweig am vorletzten Spieltag als Knalleffekt. „Jetzt haben wir den Schwung einfach mitgenommen“, sagte Konstantin Kerschbaumer, Schütze des 2:0 gegen Bochum.

„Blut, Schweiß und Tränen“ seien in der „Club-DNA“ verankert, wie es einst der frühere Geschäftsführer Marcus Uhlig formulierte. Im Euphorie-Rausch will Bielefeld nun zum Höhenflug ansetzen. „Einfach geil“ sei es im Moment, schwärmte Torjäger Fabian Klos. „Überragend“ nannte der bei Bayern München ausgebildete Patrick Weihrauch die gegenwärtige Situation vor dem Topspiel bei Union Berlin am Sonntag. Und Saibene, der nur eins von zwölf Ligaspielen mit der Arminia verlor, scherzte: „Ich bin lieber Erster als Letzter.“

Das Wort Aufstieg ist auf der Alm zu diesem frühen Saisonzeitraum noch tabu. „Momentaufnahme“ war am Montag der am meisten benutzte Ausdruck. Nach nervenaufreibenden Jahren mit zwei Auf- und drei Abstiegen sowie dem Damoklesschwert der drohenden Insolvenz als ständigem Begleiter herrscht in Bielefeld vor allem ein Wunsch. „Ein bisschen mehr Ruhe, eine ruhige Saison, das wäre gut“, sagte Saibene, der den Spitznamen „Le Chef“ schon vor Jahren in der Schweiz bekam. Für Sportchef Samir Arabi ist eine „stabile Saison“ das oberste Ziel.

Den Trainer lobte Arabi überschwänglich: „Er ist authentisch, eiert nicht rum und hat einen guten Draht zu den Spielern.“ Auf die Frage, ob er einen solchen Start erwartet habe, schmunzelte der Sportchef vielsagend. „Ich bin weder Fantast noch Wahrsager.“