Möhlmann krank, Patient 1860 auf Intensivstation
München (dpa) - Benno Möhlmann hatte am Spielfeldrand 90 Minuten gelitten, und das lag nicht nur an einer heftigen Magen-Darm-Grippe. Der Rekordtrainer der 2. Fußball-Bundesliga wird den Krankenstand wohl rasch wieder verlassen können.
Die Heilung des Patienten TSV 1860 München aber dürfte nach dem 0:1 gegen den Karlsruher SC eine Langzeitbehandlung erfordern. „Ich hätte mir den Einstand sicherlich besser vorgestellt, keine Frage“, krächzte der 61-jährige Möhlmann nach der missglückten Premiere als „Löwen“-Coach.
Der gesundheitlich angeschlagene Möhlmann hatte fast teilnahmslos auf seinem Stuhl in der Coaching Zone gekauert und es seinem Co-Trainer Sven Kmetsch überlassen, die Anweisungen aufs Feld zu brüllen. „Wir haben die Rollen getauscht“, berichtete Möhlmann. Der Rollentausch von Torsten Fröhling, dem die 1860-Fans auf einem Transparent für „Einsatz und Loyalität“ dankten, hin zu Möhlmann brachte dagegen auf Anhieb nichts, die verunsicherten Münchner bleiben das einzige sieglose Zweitliga-Team. Und sie leiden auch unter Möhlmann weiter an den bekannten Krankheitssymptomen: Kaum Torgefahr, individuelle Aussetzer, mangelhaftes Selbstvertrauen. „Es war die alte Leier“, resümierte Kapitän Christopher Schindler frustriert.
Möhlmann beklagte vor allem fehlenden Mut. Den hatte er selbst in großer Personalnot bewiesen, in dem er in seinem 502. Zweitligaspiel als Trainer in Innenverteidiger Sertan Yegenoglu und Abräumer Emanuel Taffertshofer gleich zwei 20 Jahre junge Debütanten aufbot.
Eine halbe Stunde spielte 1860 mit verändertem Personal und einer offensiveren Ausrichtung recht ordentlich. Aber dann führte ein individueller Aussetzer zum kompletten Systemausfall. Debütant Yegenoglu leitete vor 19 800 Zuschauern mit einem „dummen Pass“ (Möhlmann) das einzige Tor des Abends durch KSC-Stürmer Erwin Hoffer ein (33. Minute). „Da machst du einen individuellen Fehler - und schon klingelt es“, jammerte Spielmacher Michael Liendl.
„Dass wir nach elf Spieltagen so dastehen, ist beschissen“, stellte Torhüter Vitus Eichner genervt fest. Die Sieglos-„Löwen“ leiden vor allem unter einer rätselhaften Torallergie; nur sieben Treffer gelangen in elf Partien. „Wir hatten heute ein Torschussverhältnis von 18:8. Da muss einfach mal einer reinfallen“, klagte Liendl.
Allein Rubin Okotie strahlte Torgefahr aus. Aber auch der Mittelstürmer konnte drei gute Möglichkeiten nicht verwerten. „Wir haben uns nicht belohnt“, resümierte Okotie - wieder einmal. Viel Zeit zum Wehklagen bleibt dem Tabellenvorletzten aber nicht. Schon am Freitag steht das Derby bei der SpVgg Greuther Fürth an. „Wichtig ist, dass wir das Spiel aufarbeiten und dann gegen Fürth den ersten Saisonsieg erzwingen“, sagte Okotie. „Wir brauchen einen Sieg, wir müssen eine Serie starten“, forderte auch Eicher - wieder einmal.
Möhlmann mochte nach seinem verpatzten Einstand nicht verbal draufhauen. „Es war nicht alles so schlecht, wie es immer nach Niederlagen aussieht“, meinte er nachsichtig. Auch er richtete den Blick rasch auf seine Rückkehr nach Fürth, wo er dreimal als Trainer tätig war: „Wir haben nicht viel Zeit. Wir müssen uns schnell erholen von dem Spiel und dann die Ausrichtung für Fürth finden.“