Nachwuchs im Aufschwung - „Spieler besser ausgebildet“

Düsseldorf (dpa) - Die Stars von morgen haben die ersten Schritte im Profifußball schneller absolviert als erwartet. Nach dem Sieg bei der U19-EM im vergangenen Sommer sind die deutschen Nachwuchskicker auf ihrem Karriereweg wesentlich weiter als ihre Vorgänger, die 2008 den Titel gewannen.

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Damals schaffte im ersten Halbjahr nach dem EM-Sieg nur Richard Sukuta-Pasu einen Bundesliga-Kurzeinsatz. Diesmal haben seit Saisonbeginn acht Spieler aus der Finalelf mehr oder weniger Spielanteile in ihren Clubs aus der Bundesliga und 2. Liga gesammelt.

DFB-Trainer Marcus Sorg, der für die U19-Junioren verantwortlich ist, wusste um die Klasse seiner Spieler. „Es freut mich natürlich sehr, dass sich nach der EM viele von ihnen in ihren Vereinen durchsetzen konnten. Das ist nicht selbstverständlich und zeigt die hohe Qualität des Jahrgangs von 2014“, sagte der Junioren-Coach der Deutschen Presse-Agentur.

In Davie Selke von Werder Bremen, Marc Stendera (Eintracht Frankfurt) und Marc-Oliver Kempf (SC Freiburg) sind drei Spieler in der Hinrunde der Fußball-Bundesliga auf hohe Einsatzzeiten gekommen. Niklas Stark (1. FC Nürnberg) und Joshua Kimmich (RB Leipzig) haben sich in der 2. Liga etabliert. „Die Spieler sind immer besser ausgebildet. Heute hat ein A-Jugend-Spieler mehr Trainingseinheiten absolviert als ein 23-Jähriger vor 15 Jahren. Die Spieler werden immer früher gefördert und gefordert“, befand Sorg.

Kimmich ist sogar Bayern-Coach Pep Guardiola aufgefallen und wechselt im Sommer für 8,5 Millionen Euro zum deutschen Rekordmeister. „Mit ihm haben wir einen Spieler verpflichtet, den wir als außerordentlich gut erachten. Wie er sich dann am Ende durchsetzt, ob auf direktem Weg oder dem indirekten Weg, das werden wir dann sehen“, meinte Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer.

Damit entsprechen die Münchner dem Wunsch ihres Trainers. „Pep Guardiola will 18 Topspieler und sechs junge mit der Qualität für die Liga und die Champions League“, sagte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge. Dafür wurde auch Transferspezialist Michael Reschke verpflichtet, zudem kümmert sich derzeit Uli Hoeneß ebenfalls um den Nachwuchs des deutschen Topclubs.

Aber auch Spieler wie die Leverkusener Julian Brandt und Levin Öztunali, der an Werder Bremen verliehen wurde, gelten als große Talente und sollen über vermehrte Einsatzzeiten an den Profifußball herangeführt werden. Die Titelgewinne mit den DFB-Juniorenmannschaften helfen dabei: Aus den drei EM-Siegerteams von 2008 und 2009 (U17, U19, U21) sind im Jahr 2014 insgesamt neun Spieler Weltmeister geworden.

Ob es dabei für einen jungen Spieler besser ist, sich gleich einem Topclub anzuschließen oder sich bei einem kleineren Verein über mehr Einsatzzeiten ausbilden zu lassen, lässt sich generell nicht sagen. Gladbachs Sportdirektor Max Eberl hatte zuletzt kritisiert, dass junge Spieler zu früh zu großen Clubs gehen: „Es gibt genug Beispiele dafür, dass Talente dem Ruf gefolgt sind und dann wieder in der Versenkung verschwunden sind“.

DFB-Coach Sorg verweist darauf, dass man das individuell betrachten muss. „Da gibt es keinen Königsweg, weil die Spieler und die Situation in den Vereinen völlig unterschiedlich sind. Wichtig ist, dass die Spieler sich gut aufgehoben fühlen und sich sportlich und persönlich weiterentwicklen können. Am Ende geht es natürlich auch um Einsatzzeiten“.