Fortuna Düsseldorf - 1. FC Heidenheim Noch 1. FC Heidenheim oder schon 1. FC Schmidt?
Seit fast zehn Jahren steht Frank Schmidt an der Linie. Seine Wertvorstellungen impliziert er den Spielern.
Düsseldorf. Gut, der Auftakt in die Rückrunde ist dem 1. FC Heidenheim nicht so gelungen. In vier Spielen gab es einen Sieg sowie drei Niederlagen, doch diese haben im hübschen Örtchen auf der Ostalb weder für Unruhe geschweige denn eine Krisensitzung gesorgt. Schließlich wäre das Jammern auf hohem Niveau. Die Rot-Blauen sind immer noch Fünfter und ihre Ergebnisse durch verletzungsbedingte Umstellungen in der Defensive zudem durchaus erklärbar.
Frank Schmidt ärgern die Resultate dennoch. Weil jeden Trainer jede Niederlage ärgert. Erst recht Schmidt, ein absoluter Wettkampf-Typ. Selbst seine beiden Töchter Julia (17) und Lara (14) können ein Lied davon singen. Beim gemeinsamen Kartenspielen kennt der Papa keine Gnade. „Dennoch freuen sie sich, wenn ich nach Hause komme“, erzählt Schmidt mit dem ihm eigenen verschmitzten Grinsen. Weil der 43-Jährige durch sein Handeln eben auch eine ehrliche Art demonstriert.
Schmidt hat klare Prinzipien. Neben Ehrlichkeit und Offenheit gehören Pünktlichkeit und Disziplin dazu. Fehler auf dem Platz verzeiht er, weil sie eben passieren können. Verspätetes Erscheinen zum Training hingegen kann für den betreffenden Profi beim nächsten Spiel durchaus einen Platz auf der Tribüne bedeuten. Schmidt ist einerseits sicherlich autoritär, zeigt andererseits jedoch sehr viel Menschlichkeit. Vier Mal in der Saison bittet er jeden Spieler zu einem Einzelgespräch — auch, um sich Sorgen und Nöte anzuhören.
„Das hat für mich etwas mit Wertschätzung zu tun“, sagt Schmidt. Von dessen Arbeit konnten sich 2013 sogar Kino-Besucher und Fernseh-Zuschauer ein Bild machen. „Trainer“ heißt der Dokumentarfilm, für den Regisseur Aljoscha Pause drei Fußball-Lehrer begleiten durfte. Mit André Schubert (damals FC St. Pauli) sowie Stephan Schmidt (seinerzeit SC Paderborn) verloren zwei aus diesem Trio während der Dreharbeiten in der Saison 2012/13 ihren Job, Frank Schmidt aber sitzt weiter auf der Bank des FCH. Bis heute.
Im Sommer 2007 übernahm er auf Wunsch von Geschäftsführer Holger Sanwald den Job. Damals hatte sich der in der Fünftklassigkeit darbende Club gerade vom Mutter-Verein Heidenheimer SB abgespalten. Schmidt führte den FCH umgehend in die Regionalliga, 2009 gleich weiter in die 3. Liga, 2014 gar in die 2. Liga. Nur einen Steinwurf vom Stadion entfernt geboren, identifiziert sich Schmidt mit dem FCH — und schafft es, die Leidenschaft auf die Spieler zu übertragen.
Schmidt ist in der 2. Liga aktuell der dienstälteste Trainer, sein Vertrag läuft bis 2020 und der Geschäftsführer gibt ihm sein Wort darauf. „Er ist mein wichtigster Mitarbeiter, wir würden mit ihm auch wieder in die 3. Liga gehen“, erklärte Sanwald. Der 49-Jährige weiß, dass der Verein ein großes Stück weit der 1. FC Schmidt ist. Der hatte im Herbst Anfragen aus der Bundesliga, reagierte jedoch nach seinen Werten. „Ich springe nicht beim allerersten Angebot gleich ab“, sagte Schmidt. Getreu seiner Ehrlichkeit aber ergänzte er sogleich: „Allerdings werde ich beim FCH auch sicher nicht in Rente gehen.“ Prinzipien eben.