Nürnberg-Coach Weiler vor Absprung nach Anderlecht
Nürnberg (dpa) - Der 1. FC Nürnberg droht eineinhalb Wochen vor Start in die Saisonvorbereitung seinen Trainer zu verlieren. Erfolgscoach René Weiler steht unmittelbar vor einem Wechsel zum RSC Anderlecht.
Der belgische Fußball-Rekordmeister teilte am Donnerstagabend mit, sich mit dem Schweizer bereits auf eine Zusammenarbeit geeinigt zu haben. Mit den Nürnbergern müssten nun nur noch die Modalitäten des Transfers und vor allem die Höhe der Ablösesumme verhandelt werden.
„Club“-Sportvorstand Andreas Bornemann hatte zuvor bereits das Interesse von Anderlecht bestätigt. Der „Kicker“ schrieb, Weiler habe dem Champions-League-Aspiranten aus dem Vorort von Brüssel schon zugesagt. Für den Zweitligisten ist der Verlust des Schweizers nach dem nur knapp verpassten Bundesliga-Aufstieg ein herber Schlag, steht doch schon am 27. Juni der Trainingsauftakt am Valznerweiher an.
In Nürnberg herrschte zunächst Verwunderung über das Vorpreschen von Anderlecht, wie die „Nürnberger Zeitung“ auf ihrer Homepage berichtete. „Diese Meldung ist mir ein völliges Rätsel“, sagte Bornemann dem Blatt und erklärte: „Es gibt nichts, was die Bezeichnung Angebot verdient.“ Der Vorschlag der Belgier entspreche bei weitem nicht den Vorstellungen der Franken, hieß es.
Am Donnerstag hatten beide Vereine dem Vernehmen nach bereits über den Wechsel des 42-Jährigen verhandelt. Dass dieser beim FCN einen Vertrag bis 2017 hat, werten selbst die Nürnberger nicht als starkes Argument. „Es macht ja wenig Sinn, jemanden mit Verweis auf die Vertragslaufzeit zu knebeln“, sagte Bornemann. Und es kann schnell gehen. „Ein Verhandlungsmarathon mit großen Feilschereien ist sicher nicht zu erwarten“, sagte der Manager, der einen Plan B in petto habe. Weiler habe ihn früh über das RSC-Interesse informiert.
Nürnbergs Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Grethlein sagt dazu bei „Sport1“: „Wir haben von einem möglichen Interesse gehört. Das traf uns natürlich unvorbereitet, und es muss schnell eine Lösung her.“
Für Weiler ist der Wechsel zum 33-maligen belgischen Meister, neunmaligen Pokalsieger und dreimaligen Champion im Europacup ein großer Karrieresprung. Musste er sich in Nürnberg auf eine „komplizierte neue Saison“ in der 2. Liga einstellen, wie er selbst jüngst sagte, darf er in Belgien auf die Teilnahme an der Champions League hoffen. Als Zweitplatzierte der Vorsaison starten die Brüsseler nämlich in der Qualifikationsrunde für den europäischen Elite-Wettbewerb.
Die Vorzeichen am Nürnberger Valznerweiher sind ganz andere. Nach dem in der Relegation knapp verpassten Aufstieg gegen Eintracht Frankfurt geht der „Club“ in seine dritte Zweitliga-Saison und muss kräftig sparen. Einige Leistungsträger stehen vor dem Absprung.
Und nun dürfte also auch der Trainer weg sein, der Nürnberg im November 2014 übernommen und zurück in die Erfolgsspur geführt hatte. Noch am Abend der Relegations-Enttäuschung gegen Frankfurt hatte der 42-Jährige gesagt: „Ich gehe davon aus, dass ich auch in der neuen Spielzeit hier sein werde.“ Doch die Zeiten haben sich geändert.