Nürnberg fordert Leipzig heraus
Nürnberg (dpa) - Aufstiegs-Vorentscheidung oder noch mehr Spannung: Auf dem Weg in die Bundesliga will sich RB Leipzig weder von der weiter grassierenden Grippewelle noch dem formstarken 1. FC Nürnberg im Spitzenspiel aufhalten lassen.
Für die neureichen Sachsen soll das Gastspiel beim Traditionsclub am Sonntag (13.30 Uhr) die wichtigste Etappe in Richtung Fußball-Belétage werden.
Mit einem Sieg und dann neun Punkten Vorsprung auf Rang drei wäre der Aufstieg greifbar nah. Entsprechend motiviert reist die Truppe von Coach Ralf Rangnick nach Franken. „Es ist nicht unsere Mentalität zu sagen, wir wären mit einem Punkt zufrieden“, sagte Abwehrspieler Lukas Klostermann vom Ligaprimus.
Vor dem Kräftemessen des Zweitliga-Primus mit den seit nicht weniger als 16 Spielen ungeschlagenen Nürnbergern standen Spieler im Fokus, die fehlen. Während Leipzig weiter von einigen Krankheitsausfällen geplagt wird, muss der „Club“ ausgerechnet Patrick Erras und damit das Gesicht des Erfolges wegen eines Kreuzbandrisses ersetzen. Seit dem Debüt des 21-Jährigen im Oktober 2015 haben die Nürnberger nicht mehr verloren. Erras war gesetzt im defensiven Mittelfeld. „Das ist schon ein großer Substanzverlust“, klagte Trainer René Weiler.
Der Schweizer ist vor dem Top-Duell vor allem als Motivator gefragt. Die Verletzung seines wertvollsten Youngsters, der am Freitag in Augsburg operiert wurde, hatte tags zuvor das Training beim Aufstiegsanwärter am Valznerweiher getrübt. Zunächst schien selbst der besonnene und analytische Erfolgscoach ratlos, wie er Erras ersetzen soll. „Das möchte und kann ich nicht sagen. Vielleicht gibt es auch eine Systemumstellung“, erklärte Weiler am Freitag.
Die Schwere der Aufgabe gegen den Spitzenreiter ist den Nürnbergern bewusst, waren es doch just die Leipziger, die ihnen vor der famosen Erfolgsserie im Oktober die bis dato letzte Niederlage (2:3) zugefügt hatten. „Sie sind in vielerlei Hinsicht die beste Mannschaft“, lobte Weiler. „Ich könnte vieles aufzählen. Die Tabelle lügt nicht.“
Das aktuelle Klassement war zuletzt eine von Rangnicks kleineren Sorgen. Der Kampf gegen die Grippeviren forderte die Leipziger mehr als mancher Rivale in der Liga. Am Mittwoch lag der Coach selbst krank im Bett. Gegen Nürnberg muss er definitiv auf Kapitän Dominik Kaiser verzichten. Der Einsatz von Torhüter Peter Gulacsi steht noch auf der Kippe. Die Stürmer Yussuf Poulsen und Davie Selke kehrten erst am Freitag ins Mannschaftstraining zurück. Zudem ist Diego Demme nach seiner fünften Gelben Karte gesperrt.
„Ich werde erst nach dem Abschlusstraining am Samstag entscheiden, wer mitkommt“, sagte der Trainer und fügte hinzu: „Ich mache mir keine Sorgen, aber Gedanken, wer uns von den zuletzt kranken Spielern helfen kann.“ Bereits am vergangenen Wochenende hatten RB fünf Spieler gefehlt. Dennoch sprang ein 2:1 gegen 1860 München heraus.
Diese Jetzt-erst-Recht-Attitüde ist auch gegen den „Club“ vor erwarteten 40 000 Zuschauern gefragt. „Es ist wichtig, dass wir Nürnberg auf Distanz halten“, sagte Verteidiger Klostermann.