Daniel Völkel hat sich durchgesetzt. Mit Nachdruck hatte der Gesellschafter der Düsseldorfer EG ein Engagement von Andreas Niederberger und Rick Amann gefordert, um den nach dem sportlichen Abstieg aktuell ohne Geschäftsführer und Trainer dastehenden Verein ein erstes Stück weit wieder handlungsfähig zu bekommen. Völkel stand es zu, diese Forderung zu stellen. Schließlich pflegt seine Familie schon sehr lange eine emotionale Bindung zur DEG, bereits 1987 hatte Vater Peter mit der Unterstützung des Eishockey-Traditionsclubs begonnen. Eine wie in der vergangenen Saison erneute Investition eines Betrages im mittleren sechsstelligen Bereich aber hatte die Remscheider Firma zur Fertigung von Gewindebohrern ganz klar an die Installation von Niederberger und Amann gebunden.
Ab sofort also werden die beiden ehemaligen Verteidiger der Düsseldorfer Meister-Teams aus den 90er-Jahren beim operativen Geschäft der DEG mitwirken. Sie sollen als verantwortliche Berater fungieren sowie kurzzeitig auch die Zusammenstellung des neuen Spieler-Kaders übernehmen. Überdies ist geplant, dass das Duo ab dem 1. Mai gemeinsam in die Geschäftsführung berufen wird. Völkel hat mit seiner unmissverständlichen Ansage immerhin einen ersten Schritt unternommen, um der DEG finanzielle Ressourcen zu erschließen. Von den drei anderen Gesellschaftern wollen Stephan Hoberg sowie Harald Wirtz kein Geld mehr zur Verfügung stellen und der e. V. hat eh nie eingezahlt – im Gegenteil: Der von Michael Staade geführte Stammverein hat für die Benutzung des Logos sogar geschätzte 150 000 Euro aus der GmbH heraus gezogen.
Doch so sehr der Einstieg von Niederberger und Amann auch nach Aufbruchstimmung klingt, so sehr steckt der Teufel wie so oft im Kleingedruckten. Das Engagement des gebürtigen Müncheners sowie des Kanadiers aus Manitoba in allen Ehren – in vergleichbaren Positionen haben sie noch nie gearbeitet. Der 61 Jahre alte Niederberger war Vize-Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), dort in strategische Entscheidungen involviert und er ist in der Eishockey-Szene gut vernetzt. Was ihm trotz seiner unternehmerischen Tätigkeiten fehlt, ist Erfahrung im operativen Geschäft. Diese wiederum besitzt Amann, der 64-Jährige hat ein wirtschaftswissenschaftliches Studium in Marketing und Finanzen absolviert sowie damit in leitenden Positionen im internationalen Bankwesen über mehrere Kontinente hinweg gearbeitet. Bei ihm allerdings stellt sich die Frage, inwieweit er nach Jahren der beruflichen wie räumlichen Distanz die deutsche Eishockey-Landschaft kennt.
„Derzeit verschaffen wir uns einen Überblick zu allen Bereichen. Besonders zu den finanziellen Rahmenbedingungen, zu laufenden Gesprächen mit Sponsoren und Partnern sowie zur eminent wichtigen Kaderplanung. Wir wollen viele Gespräche führen, bestehende Kontakte intensivieren und auf vielen Ebenen neues Vertrauen aufbauen“, sagt Niederberger. Amann fügt hinzu: „Wir freuen uns über jedes Unternehmen und über alle Fans, welche uns auf diesem Weg unterstützen.“
Dabei müssen die einstigen Meisterspieler – um beim Völkel‘schen Unternehmen zu bleiben – viel bohren. Vor allem aber müssen sie dies binnen kürzester Zeit. Denn wie die „Rheinische Post“ als erstes recherchierte, ist die Lage der Düsseldorfer EG weitaus dramatischer als angenommen. Niederberger und Amann fungieren lediglich als „verantwortliche Berater“, also ohne offizielle Posten. Weil sich der achtmalige deutsche Meister neues Personal aktuell gar nicht leisten kann. Mehr noch: Stand jetzt reicht das Geld nur noch für April. Schon im Mai soll die „DEG Eishockey GmbH“ handlungsunfähig sein und nicht einmal mehr Spielerverträge unterschreiben können.
Bei einer Insolvenz ist keine
DEL-2-Lizenzierung möglich
Niederberger und Amann werden also nicht bezahlt, sind jedoch für die Akquise von Geld „verantwortlich“ und müssen schnell die besonders aufgrund der finanziellen Rückzüge von Hoberg und Wirtz entstandene Liquiditätslücke wieder schließen. Just die Gesellschafter haben errechnet, dass zur Aufstellung eines vernünftigen Etats für die nächste Saison rund 1,5 Millionen Euro fehlen. Können diese nicht in wenigen Wochen aufgebracht werden, droht der DEG die Insolvenz. Was gravierende Folgen mit sich bringen würde. Denn in einem Insolvenzverfahren steckend kann die DEG von der DEL 2 zu deren am 24. Mai beginnenden Lizenz-Prüfungsverfahren nicht zugelassen werden.
Der Sturz in mindestens die Drittklassigkeit wäre besiegelt, woran Amann keinen Gedanken verschwenden möchte. „Wir planen in erster Linie für die DEL 2. Ein Start in der Oberliga spielt in unseren Überlegungen keine Rolle. Unser Fokus liegt ganz klar auf der DEL 2 und darauf, dort eine gesicherte wie solide Saison zu spielen.
Letzte Hoffnung ruht
auf Geld – auf viel Geld
Sollte durch etwaige Umstände der Abstieg aus der DEL doch noch vermieden werden, würde sich die Situation freilich wieder ganz anders darstellen. Sport-Sponsoring hat nun mal die hässliche Fratze, dass Geldgeber ihre Firmen-Logos nur gerne „erstklassig“ sowie an vielen TV-Geräten sehen möchten.
Im Frühjahr 2025 ist diese hässliche Fratze auch bei der DEG zu erkennen. Nun müssen zwei Gesichter mit bei den Gönnern positiven Erinnerungen den Total-Absturz eines stolzen Eishockey-Vereins verhindern.