Ost-Fußball am Boden: Dresden als Zeichen des Absturzes
Dresden (dpa) - Der Ost-Fußball hat ausgerechnet im 25. Jahr des Mauerfalls einen weiteren Tiefschlag einstecken müssen. Dynamo Dresden befindet sich nach dem Abstieg in die 3. Liga weiter in Schockstarre.
Wie es weitergehen wird, ist nicht nur in Elbflorenz unklar.
Auch Energie Cottbus muss sich in der Drittklassigkeit neu formieren. RB Leipzig als neuer Verein und Aufsteiger kämpft noch um die Lizenz und die Akzeptanz außerhalb der Stadtgrenzen. Mit dem 1. FC Union Berlin und Erzgebirge Aue lassen nur noch zwei Vereine die Fußball-Tradition von Mecklenburg bis Thüringen definitiv in Liga zwei weiterleben.
„Es ist schade, dass mit Cottbus und Dresden zwei Teams aus der Region nicht mehr dabei sind“, sagte Aues Trainer Falko Götz. Er begründete sein Bedauern mit dem Ausbleiben der spektakulären Traditionsduelle, aber auch mit den Auswirkungen für den gesamten Osten. „Wir brauchen hier höherklassigen Fußball, für die Nachwuchsentwicklung und für die Fans“, meinte Götz.
Die erste Bundesliga ist schon seit dem letzten Abstieg von Energie Cottbus 2009 komplett ostfreie Zone, da Hertha BSC bislang noch nicht das Image des „West-Clubs“ ablegen konnte. Sollte RB Leipzig beim Gang durch die sportgerichtlichen Instanzen gegen Auflagen und Bedingungen für eine Zweitliga-Lizenz keinen Erfolg haben und das Projekt durch Geldgeber Red Bull nach dem 28. Mai abgesagt werden, wären die Konsequenzen dramatisch für die Fußball-Landschaft.
Dynamo Dresden bleibt nicht viel Zeit, um den eigenen Scherbenhaufen zusammen zu kehren, denn bis jetzt hat der Verein noch keine Lizenz für die 3. Liga. „Das Szenario 3. Liga gibt es, das ist geplant und wir müssen es jetzt ziehen. Das hat aber nichts damit zu tun, dass eine Schieflage oder Katastrophe entsteht“, sagte Geschäftsführer Robert Schäfer, der erst seit vergangener Woche im Amt ist und noch ein weiteres dickes Problem schnellstens klären muss: Den Umgang mit den Problemfans, die am Sonntag beim dramatischen 2:3 gegen Bielefeld für einen Eklat sorgten und mit dem drohenden Plakat: „Ihr habt eine Stunde Zeit, die Stadt zu verlassen“ die Grenzen jeglichen Anstandes im Umgang mit der eigenen Mannschaft überschritten.
Dass Dynamo noch die Spielgenehmigung für die 3. Liga erhält, steht für Schäfer außer Frage. „Wir werden das jetzt umsetzen, die diesbezüglichen Voraussetzungen abarbeiten, dann die Lizenz erhalten und uns schnell auf das neue Jahr ausrichten und neu rangehen, denn offensichtlich ist einiges schief gelaufen“, erklärte der gebürtige Braunschweiger.
Fest steht, dass von bisher 20 Millionen Euro Gesamtetat nun eine Etage tiefer nur noch 10 Millionen zur Verfügung stehen. Der Spieleretat wird sogar um mehr als die Hälfte gekürzt, statt bisher rund 6,9 Millionen Euro hat Sportgeschäftsführer Ralf Minge nur noch 2,9 Millionen Euro, um ein neues Team zusammenzustellen.
Und für die zu erwartenden Strafen sollte Dynamo auch eine nicht unerhebliche Summe einplanen. Während seit der Eröffnung des neuen Stadions 2009 Vorfälle im eigenen Rund die Ausnahme waren, so sorgten Chaoten am Sonntag für einen Eklat. Die Partie musste für 15 Minuten unterbrochen werden, weil Leuchtraketen, Böller und Nebeltöpfe gezündet wurden. „In der Woche hatten wir eine sehr positive Dynamik, dann ist es ganz klar umgeschlagen. Da müssen sich alle hinterfragen und Schlüsse daraus ziehen. Wir werden jetzt mit der DFL und dem DFB darüber reden, welche Konsequenzen sich ergeben“, sagte Schäfer.
Vom aktuell 28 Spieler umfassenden Kader haben nur acht Akteure einen Vertrag für die dritte Liga. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird sich der Club auch einen neuen Trainer suchen. Olaf Janßens Kontrakt hätte sich nur im Fall des Klassenverbleibes verlängert.
Auch die Stadt Dresden kommt der Abstieg teuer zu stehen. Im April hatte der Stadtrat die Aufstockung des Zuschusses zur Stadionmiete um 500 000 Euro auf insgesamt 1,12 Millionen Euro beschlossen. Ebenfalls wurde im Falle des Abstieges eine einmalige Aufstockung des Betrages um 1,3 Millionen Euro für die kommende Saison zugesichert.