Paderborn bejubelt historischen Aufstieg
Paderborn (dpa) - Selbst das Schmuddelwetter konnte die prächtige Stimmung nicht trüben. Bei Nieselregen und einsetzender Dämmerung bereiteten rund 20 000 Anhänger den Aufstiegshelden des SC Paderborn einen triumphalen Empfang.
Der Blick auf die ausgelassene und ungewohnt große Menschenmenge vor dem Rathaus der ostwestfälischen Provinzstadt versetzte Vereinspräsident Wilfried Finke in Euphorie. „Es ist etwas passiert, das ich im Grunde für nicht möglich gehalten hatte. Ich glaube, nach der Übernachtung von Karl dem Großen und dem Papstbesuch ist dies der dritte Höhepunkt für Paderborn.“
Noch länger als die meisten Fans feierten die Profis das „historische Ereignis“. Nach dem Eintrag in das Goldene Buch der Stadt und diversen Gesangseinlagen vor dem Rathaus ließen sie es in der eigens angemieteten Disco „Residenz“ bis zum Morgengrauen mächtig krachen. Bei allem Respekt vor dem anstehenden Abenteuer überwog die Vorfreude. „Unglaublich, wir sind in der Bundesliga. Da wird in jeder Woche etwas Geiles passieren“, schwärmte Angreifer Elias Kachunga.
Doch schon am Tag nach der Aufstiegs-Sause begannen die Planungen für die neue Saison. Priorität haben Gespräche mit André Breitenreiter. Erste Äußerungen des Erfolgstrainers nach dem 2:1-Zittersieg über Aalen sorgten für neue Spekulationen. „Ich will niemanden belügen und erst einmal den Augenblick genießen“, hatte er auf Fragen nach seiner Zukunft geantwortet.
Treueschwüre klingen anders. Dennoch ist Manager Michael Born guter Dinge, dass der bis 2016 vertraglich gebundene und angeblich von Eintracht Frankfurt umworbene Breitenreiter dem Verein treubleibt: „André und Paderborn - diese Erfolgsgeschichte ist noch nicht zu Ende.“ Ähnlich gelassen reagierte Möbel-Unternehmer Finke: „Wir haben den Vertrag vor einigen Wochen um zwei Jahre verlängert. Das ist der aktuelle Status. Wenn sich daran etwas ändern sollte, werde ich das nächste Woche erfahren.“
Ein schnelle Klärung dieser wichtigen Personalie könnte helfen, die Kaderplanungen voranzutreiben. Denn ohne Verstärkungen droht dem 53. Bundesligisten eine schnelle Rückkehr in das Fußball-Unterhaus. Laut Finke sollen „drei bis fünf Spieler“ verpflichtet werden. Zudem ist geplant, einen Teil der Mehreinnahmen zur Tilgung der Verbindlichkeiten in Höhe von 3,6 Millionen Euro zu verwenden. Der Etat steigt von aktuell 6,2 auf 15 Millionen Euro.
Allein der beachtliche Zuwachs von knapp 2000 auf rund 6000 Vereinsmitglieder binnen weniger Wochen dokumentiert die wachsende Fußball-Euphorie in Paderborn. Dennoch soll die nur 15 000 Zuschauer fassende Benteler Arena vorerst nicht erweitert werden. Mit einem Ausbau will sich Mäzen Finke frühestens im April 2015 beschäftigen - und zwar nur dann, wenn ein Bundesliga-Verbleib absehbar ist.
Es passt ins Bild von einem Provinzclub, dass nach 22 Uhr rund um die Arena Ruhe einkehren muss. Diese Vorgabe haben sich Anwohnern juristisch erstritten. Spiele am Freitagabend sind in Paderborn deshalb nicht möglich.