Paderborn: Proschwitz geht - Effenberg bleibt Trainer

Paderborn (dpa) - Stefan Effenberg bleibt auf Bewährung Chefcoach des SC Paderborn, auch Manager Michael Born behält sein Amt - aber Fußballprofi Nick Proschwitz wird geschasst.

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Diese Konsequenz aus einem höchst unappetitlichen Vorfall im Trainingslager des Bundesligaabsteigers präsentierte der als Krisenmanager geforderte Vereinsboss Wilfried Finke. Auslöser der Affäre: Proschwitz soll sich in der Bar des Teamhotels entblößt haben.

„Nick Proschwitz wird das Trikot des SC Paderborn 07 nie wieder tragen. Das ist die wesentliche Nachricht des Tages“, verkündete der 64-jährige Finke nach einer mehrstündigen Sitzung. Weder Effenberg, seit dem 13. Oktober Trainernovize an der Pader, noch Born machte der SCP-Boss Vorwürfe. Beide seien bei dem Vorfall mit Proschwitz nicht zugegen gewesen. Allerdings warnte Finke auch: „Der Trainer muss jetzt liefern, das ist ihm auch klar.“ Der Februar sei für Effenberg ein entscheidender Monat. „Wenn der voll in die Hose geht, muss man sich auch Gedanken über einen Wechsel machen“, sagte Finke.

Der Clubchef zeigte sich „schockiert“ von Proschwitz, der in Belek mit heruntergelassener Hose erwischt worden sein soll. „Solche Eskapaden haben keinen Platz, weder bei uns noch zu Gast in einem muslimischen Land. Ich verurteile dieses Vorgehen“, bemerkte Finke. Es sei „verabscheuungswürdig“.

Seit 11.00 Uhr morgens sprach der Möbel-Unternehmer in seinem Büro mit seinem Präsidium, Effenberg, Born und „zeitweise auch mit Proschwitz“. Der Profi, der seit vergangenem Sommer in Paderborn aktiv war und in 19 Partien fünf Treffer erzielte, muss mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen. Noch für diesen Dienstag kündigte Finke eine anwaltliche Klärung an.

Der Vorfall von Belek sorgte für mächtig Wirbel. Mehrere Zeitungen hatten berichtet, dass Proschwitz in der Bar des Mannschaftshotels in der Türkei die Hose herunter ließ. „Es ist mir egal, wie tief die Hose hing“, bemerkte Finke. Auch ein Augenzeuge schilderte in einem Telefonat mit der dpa, dass man Proschwitz mit heruntergelassener Hose ertappt habe.

Allerdings war der Augenzeuge nach eigenen Angaben rund 15 Meter entfernt. Aber insgesamt mindestens vier Unbeteiligte hätten das entblößte Gesäß des Spielers gesehen. Mehrere Versuche der dpa, Proschwitz für eine Stellungnahme zu erreichen, schlugen fehl.

Ein vermeintliches Opfer von Belästigung stellte die Schilderung des Vorfalls in Medien als falsch dar. „Als ich gestern Morgen aufstand, wusste ich nicht, dass ich in der Nacht zum Samstag angeblich sexuell belästigt worden bin. Ich erfuhr es erst aus der Zeitung“, sagte die Frau der dpa.

„Sexuell belästigt worden, das sei hier noch einmal definitiv gesagt, bin ich zu keinem Zeitpunkt. Belästigt hat mich erst die falsche Berichterstattung“, sagte die Frau, die für die Agentur arbeitet, die das Trainingslager organisiert hatte. „Davon, dass ein Paderborner Spieler eintrat, in zwei Metern Abstand an seiner Hose zog und sofort wieder ging, nahmen wir kaum Notiz“, sagte sie. Sie habe sich zudem in der Hotel-Lobby aufgehalten.

Dieser Darstellung widersprach der Augenzeuge, der namentlich nicht genannt werden wollte. Bei Proschwitz, in diesem Moment mit dem Unterleib der Frau zugewandt, sei die Hose etwa 20 bis 30 Sekunden heruntergezogen gewesen.

Ungeachtet dessen, dass Effenberg SCP-Coach bleibt, ist seine sportliche Bilanz wenig berauschend. Den 2:0-Auftaktsiegen gegen Braunschweig und bei Union Berlin folgten vier Unentschieden und drei Niederlagen. Im DFB-Pokal schied Effenberg mit Paderborn in Runde zwei bei Borussia Dortmund (1:7) aus. Vor dem nächsten Ligaauftritt beim SV Sandhausen am 5. Februar belegt der einstige Erstligist mit 17 Punkten den Abstiegs-Relegationsrang. Das Hinspiel, damals noch unter Coach Markus Gellhaus, hatte der SCP mit 0:6 verloren.