Paderborn will Sensation - Dresden & Bielefeld bangen

München (dpa) - Noch 180 Minuten, dann könnte einer der wundersamsten Aufstiege im deutschen Fußball wahr werden: Der SC Paderborn kann am vorletzten Spieltag der 2. Bundesliga mit einem Sieg beim FC Erzgebirge Aue im Idealfall den ersten Aufstieg ins Fußball-Oberhaus bereits perfekt machen.

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Denn die Ostwestfalen gehen mit zwei Punkten Vorsprung auf die SpVgg Greuther Fürth in die vorletzte Runde, die komplett am Sonntag ausgetragen wird. Die Franken müssen beim Absteiger Energie Cottbus antreten.

Paderborn wäre erst der 53. Erstligist seit der Bundesliga-Gründung 1963. Ein Aufstieg wäre „eine der größten Sensationen der deutschen Fußballgeschichte“, sagte SC-Präsident Wilfried Finke. Das eigentliche Saisonziel des Clubs war der Klassenverbleib. „In Paderborn herrscht eine große Euphorie. Die Menschen freuen sich mit uns. Es macht einfach Spaß“, kommentierte Torjäger Mahir Saglik beim Portal „bundesliga.de“. „Wenn man zwei Spieltage vor Saisonschluss Zweiter ist, will man sein Ding jetzt auch durchziehen.“

Vor zwei Jahren standen die Paderborner schon einmal kurz vor der Bundesliga, am 34. Spieltag verloren sie aber 0:5 beim FC St. Pauli. Der Traum war geplatzt. Trainer André Breitenreiter hat ein gutes Gefühl: „Ich sehe im Training kein Nachlassen und auch keine Selbstzufriedenheit und habe für die kommenden Spiele diesbezüglich keine Bedenken.“ Spätestens am letzten Spieltag soll im eigenen Stadion nach der Partie gegen den VfR Aalen die Party steigen.

Der direkte Verfolger aus Fürth stand seit dem 16. Spieltag auf dem zweiten Tabellenplatz. Erst am vergangenen Wochenende zog Paderborn mit einem Sieg gegen den SV Sandhausen vorbei, weil Fürth im Derby gegen 1860 München verlor.

Fürth-Präsident Helmut Hack sagte vor dem Spiel in Cottbus, nüchtern betrachtet habe die Mannschaft „den direkten Aufstieg nicht mehr alleine in der Hand“. Allerdings sei auch dieses Abschneiden schon überraschend gut angesichts des großen Umbruchs vor der Saison.

„Gelingt der Aufstieg, wäre dies ein noch größeres Wunder als unser erster Bundesligaaufstieg.“ Nach 15 Jahren in der Zweitklassigkeit war Fürth 2012 erstmals der Sprung in die erste Liga gelungen. Es folgte der Abstieg - ohne Heimsieg. Mehrere Spieler verließen danach die Spielvereinigung, Trainer Mike Büskens wurde noch während der laufenden Saison entlassen, Nachfolger wurde Frank Kramer.

Eingreifen in den Kampf um Platz zwei und drei kann auch noch der 1. FC Kaiserslautern, der allerdings erst zuletzt beim 1:1 bei Union Berlin wieder eine große Chance verpasst hatte. „Wir machen das Buch erst zu, wenn das letzte Kapitel geschrieben ist“, sagte Lauterns Clubchef Stefan Kuntz vor dem letzten Heimspiel gegen Dynamo Dresden, das ebenfalls noch um jeden Punkt kämpft.

Denn im Abstiegskampf deutet vieles auf ein echtes Endspiel der Sachsen, die noch mit 32 Punkten auf dem 16. Tabellenplatz stehen, und Arminia Bielefeld (31) hin. Einer der beiden Clubs wird Cottbus in die Drittklassigkeit begleiten, dem anderen bleibt die Hoffnung über die Relegation. Bielefeld empfängt den FSV Frankfurt, der wie der punktgleiche VfL Bochum (beide 37) noch minimale Abstiegssorgen hat. „Wir müssen unsere Hausaufgabe erledigen, das steht über allen Rechenspielen“, sagte Bielefelds Geschäftsführer Marcus Uhlig.

Der schon feststehende Aufsteiger 1. FC Köln kann seine nächsten Ehrenrunden nach dem letzten Saison-Heimspiel gegen St. Pauli drehen. Am Sonntag bekommen die Kölner die Meisterschale der 2. Liga überreicht. Andreas Rettig, von 2002 bis 2005 FC-Manager und inzwischen Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga, wird das Team von Trainer Peter Stöger gemeinsam mit Ligaverbands-Vizepräsident Harald Strutz vor vollem Haus ehren.