Ronny-Abend macht den Manager stolz

Berlin (dpa) - Der Manager platzte fast vor Stolz, die Fans sangen selig - nur der Trainer hielt sich weiter zurück. „Die Zeit kommt immer näher“, meinte Hertha-Coach Jos Luhukay trocken zur bevorstehenden Rückkehr des Hauptstadtclubs ins deutsche Fußball-Oberhaus.

Die Frage ist: Wann machen die Berliner nach dem überzeugenden 3:0 im Spitzenduell gegen Eintracht Braunschweig den Aufstieg perfekt? Schon am kommenden Montag, falls der Tabellen-Dritte Kaiserslautern in Aue patzt? Oder erst eine Woche später? Das sei egal, meinte Luhukay ohne große Emotionen. Große Worte fand der Niederländer anschließend jedoch für die Beurteilung dieses Montags: „Es ist ein unglaublich schöner Tag für Hertha.“

Das Szenario vor, während und nach der Partie gegen den Tabellen-Zweiten und designierten Mitaufsteiger Braunschweig wirkte schon wie ein Probelauf zur Aufstiegsfeier. Die im eigenen Stadion weiter ungeschlagenen Berliner Protagonisten - allen voran der Fan-Liebling Ronny - genossen die Liebesbekundungen ihres Anhangs. „Nie mehr 2. Liga“ schallte es aus der Ostkurve - und die rund 10 000 Eintracht-Anhänger stimmten angesichts des Braunschweiger Zehn-Punkte-Vorsprungs auf den Relegationsplatz kurzerhand mit ein.

Matchwinner Ronny, der die Partie vor mehr als 50 000 Zuschauern mit zwei Freistoßtoren entscheidend geprägt hatte, verschlug es nicht nur aufgrund seiner bescheidenen Deutschkenntnisse fast die Sprache. Ein knappes „Danke, Fans“ war alles, was der Brasilianer über das Stadionmikrofon mitteilte. Der Mann, der als Geschäftsführer Sport zwei Abstiege zu verantworten hatte, redete dagegen so viel wie lange nicht mehr. „Das ist ein toller Abend für Berlin, ein toller Tag für Hertha“, erklärte Michael Preetz mit viel Stolz in der Stimme.

Es war nicht nur das „beste Heimspiel der Saison“, das Herthas Manager verzückt hatte. Zuvor hatte sich Preetz bereits über das verlängerte Engagement des Hauptsponsors Deutsche Bahn freuen können, das der „Alten Dame“ in den kommenden zwei Spielzeiten insgesamt neun Millionen Euro garantiert. Weit emotionaler wurde noch Preetz' zweiter Coup gefeiert. Nach zähen Vertragsverhandlungen war es ihm gelungen, Ronny bis 2017 in der Hauptstadt zu halten.

Ronny selbst sprach von einer „Herzensangelegenheit“, die wohl vor allem mit Trainer Luhukay zusammenhängt. Erst unter dem Niederländer gelang dem 26-Jährigen in seinem dritten Berliner Jahr der Durchbruch, seither ist der Linksfuß Herthas personifizierte Aufstiegs-Garantie. In der 2. Liga ist der 26-Jährige mit 16 Toren und 13 Assists bester Scorer. Kommende Saison wird er beweisen müssen, dass er sein Team auch in der Bundesliga zu Erfolgen führen kann. Doch mit der Wettbewerbsfähigkeit in der kommenden Spielzeit wollte sich am Ronny-Abend erst einmal niemand beschäftigen.