Sandhausen zweitklassig: „Das Wunder ist perfekt“
Sandhausen (dpa) - Sekunden nach dem Abpfiff war Trainer Gerd Dais bereits klitschnass. Mit Sektfontänen, einem Menschenhaufen und Polonaise feierten Spieler und Verantwortliche des SV Sandhausen den 2:1 (1:0)-Sieg bei Preußen Münster.
Damit schafften die Kurpfälzer bereits zwei Spieltage vor Saisonschluss der Dritten Liga den Sprung in die zweithöchste deutsche Fußballklasse. Beide Tore für Sandhausen erzielte am Samstag Tim Danneberg (32. und 84. Minute); für Münster traf Björn Kluft (55.). „Das ist einfach sensationell, eine wunderbare Geschichte“, sagte Dais. Vereinspräsident Jürgen Machmeier jubelte nach dem erstmaligen Aufstieg in die Zweite Liga: „Das Wunder ist perfekt“.
Der Bauunternehmer ist der Architekt des Aufstiegs. Seit 13 Jahren steht Machmeier dem mit 700 Mitgliedern kleinsten deutschen Profi-Club aus der 14 500 Einwohner zählenden Gemeinde vor den Toren Heidelbergs vor. Im vergangenen Jahr dachte er schon mal laut über seinen baldigen Abschied nach. Denn im Februar 2011 stand sein SV Sandhausen bereits mit einem Bein in der Regionalliga. Dabei galt die Mannschaft, die sich vor der Saison mit 14 Neuzugängen verstärkt hatte, als der Topfavorit. Doch weder die Trainer Frank Leicht noch Pavel Dotchev hatten Erfolg.
Also holte Machmeier in seiner Not Dais zurück, den der Club genau ein Jahr zuvor gefeuert hatte. Der frühere Profi des Karlsruher SC und SV Waldhof Mannheim drehte an einigen Stellschrauben, verpasste der Mannschaft eine defensivere Ausrichtung und beorderte dafür sogar Top-Torjäger Regis Dorn auf die Bank.
Der Erfolg kam prompt: In mittlerweile 50 Spielen holte Sandhausen unter dem neuen alten Coach 91 Punkte. „Wenn einer das System SV Sandhausen kennt, dann ist es Gerd Dais. Er hat Riesen-Anteil am Erfolg“, lobte ihn Badens Fußball-Präsident Ronny Zimmermann, der in Münster zu den ersten Gratulanten zählte,
Der 48 Jahre alte Dais hatte die Sandhäuser bereits 2005 in die Regionalliga und ein Jahr später in die neu gegründete Dritte Liga geführt. „Die Zweite Liga ist ein Quantensprung für den Verein und die Gemeinde Sandhausen“, sagte der Erfolgstrainer. „Die richtige Arbeit kommt jetzt erst auf uns zu.“
Gleich nach dem letzten Saisonspiel am 5. Mai gegen Heidenheim, bei dem die Nordbadener auch die Meisterschaft feiern wollen, rollen die Bagger im vereinseigenen Hardtwaldstadion an. Das Fassungsvermögen wird von derzeit 10 200 auf 12 100 Zuschauer erhöht, eine Rasenheizung eingebaut. 18 Spieler sind über die Saison hinaus gebunden, fünf, sechs Neuzugänge sollen hinzukommen.
Für Machmeier schloss sich im Preußen-Stadion ein Kreis. Ausgerechnet Münsters Trainer Dotchev, den er vor 14 Monaten in Sandhausen beurlaubt hatte, weil die Mannschaft auf einem Abstiegsplatz stand, durfte als Erster gratulieren. „Es ist erstaunlich, welche Geschichten das Leben schreibt“, sagte Machmeier schmunzelnd.