„Sorgenkind“ trifft: Kucukovic lässt Cottbus jubeln
Bochum (dpa) - Vom Sorgenkind zum Matchwinner: Ausgerechnet der als „untrainierbar“ geltende Mustafa Kucukovic hat die Negativserie von Energie Cottbus beendet. Sein Tor zum 1:0-Sieg beim VfL Bochum bescherte Cottbus den ersten Dreier seit dem elften Spieltag.
Dabei war der im Sommer verpflichtete frühere U 21-Nationalstürmer schon als Fehleinkauf abgestempelt worden, nachdem er bereits bei Schalke 04, dem Hamburger SV, 1860 München oder Greuther Fürth gescheitert war.
Selbst bei Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz war Kucukovic schnell unten durch. „Heute hat er aber seine zweite Chance genutzt“, sagte Wollitz am Montagabend. Warum der Stürmer bislang nirgendwo Fuß fassen konnte, darüber gibt es viele Spekulationen. Wollitz meinte nur vielsagend: „Er muss einfach lernen, seinen Beruf professioneller anzugehen.“ Kucukovic debütierte mit 17 Jahren für den HSV in der Bundesliga, durchlief bis zur U 21 alle DFB-Auswahlmannschaften. Den Durchbruch schaffte er nicht. Der Stürmer kam in sieben Jahren gerade mal auf 14 Erst- und 53 Zweitligaeinsätze.
Zuletzt kickte er in Dänemark für Sönderjysk Elitesport, im Sommer folgte der Wechsel nach Cottbus. Doch der oft emotionale, aber stets geradlinige Trainer Wollitz und der junge Stürmer fanden erst nicht zusammen. „Es gab Absprachen, die sind nicht eingehalten worden. Er ist nicht ehrlich mit seinem Gegenüber umgegangen“, erklärte Wollitz. Vor dem Transfer habe er mit Kucukovic über dessen Vergangenheit gesprochen. „Ich wollte nicht glauben, was andere über ihn sagten, sondern wissen, was er sagt. Er sagte zu allen Gerüchten nein, nein, nein - leider war am Ende aber alles ja, ja, ja“, bemerkte Wollitz.
Hinzu kam, dass Kucukovic nach seinem Wechsel in die Lausitz erst verletzt und dann nach einer Roten Karte beim Einsatz der zweiten Mannschaft gesperrt war. „Es war keine einfache Zeit für mich“, sagte Kucukovic nach dem Sieg gegen den VfL. Ausgerechnet in Bochum, wo sein erster Profivertrag 2004 erst an seinen finanziellen Vorstellungen gescheitert war, gab er sein Comeback - und wie. „So einfach ist Fußball: Da fällt einem der Ball vor die Füße und landet im Tor. Jetzt ist alles wieder gut“, sagte der 24-Jährige.
Nur nicht für den Ex-Club. Unter Trainer Andreas Bergmann hatten sich die Bochumer seit September Schritt für Schritt vom letzten Tabellenplatz nach oben gearbeitet. Gegen Cottbus sollte die Mini-Serie von nur einer Niederlage in sechs Pflichtspielen ausgebaut werden. „Aber jetzt sind wir natürlich enttäuscht. Klar war das für uns ein Rückschlag“, gab Bergmann zu.
Seiner Mannschaft habe trotz spielerischer Überlegenheit „die letzte Konsequenz im Abschluss gefehlt“. In der Offensive sei zu umständlich agiert worden. „Denn bis auf den finalen Pass haben wir gut gespielt“, meinte auch Mittelfeldspieler Christoph Kramer. Stürmer Daniel Ginczek betonte selbstbewusst: „Diese Niederlage wird uns nicht umhauen.“