FC Augsburg am Ziel - Hain schießt Aufstiegstor

Augsburg (dpa) - Jubel, Trubel, Bierduschen - Augsburg feiert einen historischen Aufstieg! Mit heißem Herzen, Vollgas-Fußball und dem erlösenden Siegtor von „Joker“ Stephan Hain fünf Minuten vor dem Schlusspfiff ist der FC Augsburg erstmals in seiner Vereinsgeschichte in die Bundesliga gestürmt.

Nach 90 dramatischen Spielminuten und einem hochverdienten 2:1 (1:1)-Heimsieg gegen den FSV Frankfurt brachen um 15.19 Uhr in der Augsburger Arena alle Dämme - der FCA hat am vorletzten Zweitliga-Spieltag sein Ziel erreicht.

„Nie mehr 2. Liga!“, rief der in Bier gebadete Trainer Jos Luhukay über das Stadion-Mikrofon den frenetisch jubelnden Fans zu. „Jetzt lassen wir es richtig krachen“, erklärte Kapitän Uwe Möhrle nach der bestandenen Nervenprobe. „Wir haben Historisches erreicht“, sagte Manager Andreas Rettig und fügte vorausblickend auf die kommende Saison hinzu: „Ab heute hat der Abstiegskampf begonnen.“

Bei drei Punkten und 20 Toren Vorsprung auf den Tabellendritten VfL Bochum, der 3:1 in Osnabrück gewann, ist dem FC Augsburg beim Saisonfinale in einer Woche der zweite Platz hinter Hertha BSC nur noch rein theoretisch zu nehmen. „Wir haben die gesamte Saison eine tolle Moral gezeigt und sind verdient aufgestiegen“, sagte Möhrle.

Sieg-Torschütze Hain platzte fast vor Stolz: „Das ist Wahnsinn, das ist ein unglaubliches Gefühl. Es war glücklich, dass der Ball zu mir hinkommt. Das war das wichtigste Tor meiner Karriere.“ Ausgelassen tanzten die Spieler erst auf dem Rasen, dann in der Kabine - das Bier floss in Strömen. „Heute wird noch das eine oder andere Getränk zu sich genommen“, verkündete Rettig klatschnass.

30 660 Zuschauer verwandelten nach dem Abpfiff das ausverkaufte Stadion in ein Tollhaus - viele Fans stürmten nach der Zitterpartie am größten Tag in 104 Jahren FCA das Spielfeld. Mit einem Schock für die Gastgeber hatte das „Endspiel“ begonnen. Die Frankfurter, für die es sportlich um nichts mehr ging, waren in der dritten Spielminute nach einem Foul von Möhrle an FSV-Stürmer Sascha Mölders durch einen Elfmeter von Jürgen Gjasula in Führung gegangen.

Danach starteten die Gastgeber einen entfesselten Sturmlauf. Nach dem Ausgleich von Michael Thurk (14.) erbebte die Arena erstmals. Und nach dem Aufstiegs-Tor des eingewechselten Hain, der den Ball aus kurzer Distanz über die Linie stocherte, herrschte Ausnahmezustand. „Wahnsinn, was nach dem 2:1 abging“, kommentierte Kapitän Möhrle: „Die ganze Region hat diesem Moment entgegengefiebert.“

Immer wieder waren die Schwaben bei ihrem Angriffs-Feuerwerk am Frankfurter Keeper Michael Langer oder sich selbst gescheitert. „Gott sei Dank haben wir das Ding noch gemacht“, sagte Thurk überglücklich.

Trainer Luhukay gilt neben Sportdirektor Rettig als Baumeister des Aufstiegs. Der FC Augsburg ist der 51. Club in der Bundesliga. Noch vor neun Jahren hatte der Verein, aus dem Fußball-Größen wie Helmut Haller, Bernd Schuster, Armin Veh und Karlheinz Riedle hervorgegangen sind, in der heute fünftklassigen Bayernliga gespielt. Darum erinnerte Rettig an die Verdienste von Präsident Walther Seinsch: „Wir müssen ihm einen Kranz umbinden. Ohne ihn wäre das nicht möglich gewesen. Der Verein war damals mausetot.“

Für den FCA ist der Aufstieg ein Happy-End mit einjähriger Verzögerung. In der letzten Saison war Augsburg in der Relegation zur Bundesliga am bayerischen Rivalen 1. FC Nürnberg gescheitert.

Statt FSV Frankfurt heißen die Gegner in der kommenden Saison nun Bayern München und Borussia Dortmund. Der FCA, der in der 2. Liga einen Etat von 20 Millionen Euro stemmte, plant im Oberhaus mit einem Budget von 30 Millionen. Im vorerst letzten Zweitligaspiel kommt es aber zunächst am kommenden Sonntag in Berlin vor 76 000 Zuschauern zur gemeinsamen Aufstiegsparty mit Gastgeber Hertha BSC.