Trainer Schuberts Liebeserklärung an St. Pauli

Hamburg (dpa) - Der FC St. Pauli macht das, was der Hamburger SV derzeit nicht kann: feiern.

Nach dem vierten Saisonsieg ist die Mannschaft wieder Spitzenreiter der 2. Liga. Trainer Schubert schnalzt mit der Zunge. André Schubert hat immer gewusst, warum für ihn der Trainerposten beim FC St. Pauli der attraktivste im deutschen Fußball ist. „Das ist Millerntor: Kampf, Kampf, Kampf und rennen - und in der 93. Minute das Siegtor“, schwärmte der begeisterte Coach nach dem 2:1 gegen den MSV Duisburg und würdigte seinen vom Neu-Hoffenheimer Holger Stanislawski geerbten Arbeitsplatz in der 2. Fußball-Bundesliga: „Hier bleibt es immer bis zur letzten Minute spannend. Fantastisch.“

Der Siegtreffer der Hamburger, den Fin Bartels wenige Sekunden vor Ablauf der dreiminütigen Nachspielzeit erzielte, versetzte die 23 354 Zuschauer im Stadion nahezu in einen kollektiven Rausch. Erinnerungen an jene turbulenten Zeiten wurden wach, als das Millerntor noch den Beinamen Freudenhaus trug.

„Wenn man solche Spiele gewinnt, muss man sich nicht wundern, wenn man in der Tabelle vorne steht“, befand Sportchef Schulte nüchtern, nachdem sein unbesiegtes Team wieder die Liga-Spitze erobert hatte. Die freudetrunkenen Fans „drohten“ dem taumelnden Stadtrivalen HSV bereits mit der Rückkehr in die Eliteliga und kündigten kühn eine Wachablösung im hanseatischen Fußball an.

In die Träumereien von der ersten Liga flossen die Pläne vom neuen Stadion ein. Ausbaustufe drei - zwei neue Tribünen stehen bereits - soll nach Ende der Saison in Angriff genommen werden. Für den Neubau der Tribüne auf der Gegengeraden gibt es neben einem seriösen auch einen futuristischen Entwurf, der die Form einer Welle mit hängenden Plattformen vorsieht. Ob diese Idee tatsächlich realisiert werden kann, steht wegen der Kosten und Sicherheit allerdings in den Sternen. Einige der bekannt kritischen Fans, die auch TV-Sender Sport1 und die Deutsche Fußball Liga wegen der ungeliebten Montagabendspiele verdammen, wittern gar einen PR-Gag und sind verschnupft. Im Oktober soll eine Entscheidung fallen.

Realistischer mutet derzeit das siegreiche Gekicke des FC St. Pauli an. An Durchschlagskraft gewonnen hat das Team durch die Verpflichtung von Kevin Schindler, der vor einer Woche vom Erstligisten Werder Bremen für 150 000 Euro kam. „Er hat seine Sache gut gemacht“, lobte Schubert den Torschützen zur 1:0-Führung der Hamburger (33.), die Branimir Bajic (38.) zwischenzeitlich ausgeglichen hatte.

Der 23-jährige Schindler selbst ist zufrieden, eine Hansestadt gegen die andere eingetauscht zu haben. „Ich hatte Gänsehaut beim Einlaufen“, berichtete der Stürmer, der im rechten offensiven Mittelfeld seinen Lieblingsplatz sieht. Weil er wegen einer Knieoperation fast ein Jahr ausgeschaltet war, will der frühere U-21-Nationalspieler Spielpraxis sammeln. Schubert wird sie ihm geben.