Von der Bank zum Matchwinner: Jetzt ist Maxim „glücklich“
Stuttgart (dpa) - Ewald Lienen brachte es auf den Punkt. „Maxim hat den Unterschied ausgemacht“, sagte der Trainer des FC St. Pauli nach dem „glücklichen Sieg“ des VfB Stuttgart gegen seine Mannschaft.
In der Tat leitete der rumänische Regisseur nach seiner Einwechslung zur zweiten Halbzeit bei der Premiere des schwäbischen Traditionsvereins in der 2. Fußball-Bundesliga nach fast vier Jahrzehnten die Wende ein. Erst Alexandru Maxim verlieh dem bis dato konzeptlosen Auftritt des Absteigers Kreativität, Struktur, Druck nach vorn und Torgefahr. So konnte der VfB die Partie noch drehen und vor 60 000 begeisterten Fans in der ausverkauften Mercedes-Benz Arena am Montagabend mit 2:1 (0:1) gegen den Kiez-Club einen gelungenen Saisonstart feiern.
„Wir wissen, dass Alex Extraqualität und Stärke gegen den Ball hat“, lobte VfB-Trainer Jos Luhukay den von ihm völlig überraschend auf die Bank verbannten Maxim für seine beherzte und erfolgsgekrönte Halbzeit-Schicht. „Wir hoffen, dass er das in den nächsten Monaten noch mehrfach zeigen wird. Er brachte mehr Kreativität und war an beiden Toren beteiligt.“ Warum der Niederländer den sensiblen Spielmacher nicht für die Startformation berücksichtigt hatte, deutete er nur indirekt an: „Jeder weiß, dass ich nicht nach dem Status schaue.“
Dabei schien Maxim nach dem Aderlass beim VfB vor allem im Offensivbereich beim Projekt direkte Rückkehr in die Bundesliga von Beginn an unverzichtbar. Seit dem Wechsel von Daniel Didavi zum VfL Wolfsburg ist der 26 Jahre alte Blondschopf auf der klassischen Zehnerposition eigentlich konkurrenzlos. Aber gegen St. Pauli vertraute Luhukay plötzlich dem zuvor noch nie bei den Profis eingesetzten Jungspund Berkay Özcan aus dem Regionalliga-Team.
„Natürlich war ich sehr enttäuscht, dass ich zunächst auf der Bank gesessen bin. Es war ziemlich schwierig für mich, diese Entscheidung zu akzeptieren“, bekannte Maxim nach seiner glänzenden Vorstellung. „Nun bin ich aber glücklich, dass ich helfen konnte und wir gewonnen haben.“ Der Joker sorgte nicht nur mit einem gefühlvollen Schlenzer nach zuvor feiner Einzelleistung für den Ausgleich (67.). Er leistete auch die Vorarbeit zum Siegtreffer durch Christian Gentner (87.).
Vor Maxims Einwechslung dominierte weitgehend St. Pauli. Aziz Bouhaddouz erzielte die verdiente Führung (28.). Danach hätten der Deutsch-Marokkaner und sein haitianischer Sturmpartner Fabrice-Jean Picault noch im ersten Durchgang drei hochprozentige Chancen, um einen Fehlstart des VfB perfekt zu machen.
Aber auch wenn Stuttgart die Partie noch drehen konnte, blieb vieles Stückwerk. „Wir haben es uns selber schwer gemacht“, kritisierte Luhukay den vor der Pause angstvollen und schwachen Auftritt seiner Schützlinge. Es werde ein steiniger Weg. „Wir sind noch nicht richtig angekommen in der 2. Liga“, sagte Sportvorstand Jan Schindelmeiser.
Dies ist aber weniger eine Frage der Mentalität als vielmehr mangelnder Qualität. Der Verlust von 14 Profis macht sich bemerkbar, zumal Leistungsträger wie Didavi, Filip Kostic, Geoffrey Serey Dié oder Lukas Rupp bislang nicht adäquat ersetzt wurden. Vor allem auf den offensiven Außenbahnen herrscht nach den Wechseln von Kostic, Timo Werner und Martin Harnik großer Bedarf. Und durch den Ausfall von Kevin Großkreutz und Zugang Tobias Werner für unbestimmte Zeit verschärft sich das Problem.
„Wir müssen uns als Mannschaft noch finden und viel arbeiten. Das braucht noch Zeit. Wir sind nicht in der Lage, von Anfang an als Favorit zu spielen. Wir hatten einen Verlust an Qualität“, urteilte Gentner. „Wir schieben die Favoritenrolle aber auch nicht weg. Was wir am 31. August im Kader haben werden, wird man sehen.“