Wegen Chaoten: Hansa Rostock erbittet Hilfe
Rostock (dpa) - Hansa Rostock funkt SOS. Nach den neuerlichen Ausschreitungen gewaltbereiter Chaoten im eigenen Stadion hat der Fußball-Zweitligist um gesamtgesellschaftliche Unterstützung gebeten.
„Der Verein ist trotz aller Vorkehrungen nicht in der Lage, dem Einsatz von Pyrotechnik und der Gewalt vorzubeugen. Wir müssen uns im Nachhinein keinen Vorwurf machen. Wir sind nicht in der Lage, noch mehr zu tun“, sagte Hansas Vorstandsvorsitzender Bernd Hofmann nach der 1:3-Niederlage im Nordderby gegen den FC St. Pauli, das Ende der ersten Halbzeit nach dem Zünden von bengalischen Feuern und Raketen vor dem Abbruch stand.
Hofmann war die Fassungslosigkeit nach den neuerlichen Zwischenfällen vom Gesicht abzulesen. Hansa-Trainer Peter Vollmann glaubt nicht an Besserung: „Diese Menschen sind unbelehrbar.“ Kapitulieren wollen sie vor den Chaoten jedoch nicht. „Wir werden in dem Bereich, in dem wir zuständig sind, unsere Arbeit leisten“, sagte der Hansa-Chef und mahnte die Hilfe von Gesellschaft, Politik und Justiz „vor allem im repressiven Bereich“ an. „Wir bitten die Verbände, die Politik und die Judikative, uns Vereine mit diesem gesamtgesellschaftlichen Problem nicht alleinzulassen“, heißt es in einer unmittelbar nach der Begegnung veröffentlichten Erklärung.
Schiedsrichter Guido Winkmann stoppte die Partie in der 41. Minute unmittelbar nach Max Kruses Führungstor für die Gäste aus Hamburg. Auf den Rängen waren von St.-Pauli-Anhängern bengalische Feuer gezündet worden, anschließend schossen Hansa-Fans Raketen in den St.-Pauli-Block. Beide Mannschaften wurden in die Kabinen geleitet. Nach einer knapp viertelstündigen Unterbrechung wurde das Spiel dann wieder angepfiffen. Marek Mintal glich vor 24 200 Zuschauern in der ausverkauften DKB-Arena in der 50. Minute aus, ehe Mahir Saglik (80., 90.+1) den Sieg der Gäste perfekt machte.
Nach dem Spiel kam es nur noch zu kleineren Zwischenfällen zwischen Fans und der Polizei. Insbesondere vor dem Stadion wurden diverse Feuerwerkskörper gezündet. Auf drei Shuttlebusse der Gästefans seien Steine geworfen worden. Insgesamt seien rund 2000 Bundes- und Landespolizisten im Einsatz gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Zehn Verletzte, darunter acht Polizeibeamte, wurden gezählt. 33 Ermittlungsverfahren wegen diverser Verfehlungen wurden eingeleitet. Die Polizei wertete es als Erfolg, dass es im gesamten Einsatzverlauf zu keinem direkten Aufeinandertreffen der rivalisierenden Fangruppen gekommen war.
Dem mecklenburgischen Traditionsverein droht als Wiederholungstäter nun eine exemplarische Strafe durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Der Club ist in dieser Saison bereits einmal wegen Verfehlungen seiner Anhänger zur Rechenschaft gezogen worden. Nach Ausschreitungen im Spiel bei Eintracht Frankfurt musste Hansa zwei Auswärtsspiele unter Ausschluss seiner Fans bestreiten und jeweils 25 000 Euro Schadenersatz an die betroffenen Vereine Erzgebirge Aue und Fortuna Düsseldorf zahlen.