Adler kein Typ für einen „Zickenkrieg“
Paris (dpa) - Dieses Wort wird von Spitzensportlern nur selten benutzt, René Adler ging es aber ganz leicht über die Lippen. „Demut“ empfand der Torwart nach seiner geglückten Rückkehr in die deutsche Fußball-Nationalmannschaft.
Kein Triumphgeheul und keine Kampfansage. „Ich weiß um meine Rolle. Und ich weiß sie auch auszufüllen“, sagte der Schlussmann des Hamburger SV nach dem 2:1-Erfolg der DFB-Auswahl in Frankreich.
Seinen Beitrag zum Sieg hatte Adler in seinem elften Länderspiel, dem ersten nach 27 Monaten Pause, zweifelsfrei geleistet. Als Karim Benzema (27. Minute) alleine auf ihn zustürmte, parierte er den Schuss des Angreifers von Real Madrid. Franck Ribérys Großchance Sekunden vor Schluss entschärfte er auch. Das Gegentor von Mathieu Valbuena (44.) war für ihn nicht zu verhindern.
„Ich muss das jetzt erstmal sacken lassen. Die Anspannung war schon ziemlich groß. Ich hatte eine gesunde Nervosität, die man auch braucht, um so eine Leistung zu bringen“, sagte Adler in den Katakomben des Stade de France. Und sein unruhiges Spiel mit den Fingern verriet, dass da noch viel Adrenalin in den Adern war.
In einer Sache war der 28-Jährige überhaupt nicht aus der Reserve zu locken. Deutschlands Nummer 1 heißt auch nach Ansicht von Adler klipp und klar Manuel Neuer. „Von mir gibt es keine Kampfansagen. Ich denke, der Manuel und ich, wir wissen beide, wie wir positioniert sind, und da wird es von meiner Seite keinen Zickenkrieg geben.“
Immerhin als klare Nummer zwei kann sich Adler nun wohlfühlen, auch wenn er selbst und auch Bundestrainer Joachim Löw Aussagen dazu vermeiden. So cool waren die bisherigen Neuer-Herausforderer Marc-Andre ter Stegen und Ron-Robert Zieler bei ihren wenigen Chancen bislang jedenfalls nicht zu Werke gegangen. Die WM 2014 in Brasilien ist das große Ziel für Adler nach seinem Trauma. Das Turnier in Südafrika 2010 hatte er wegen einer Rippenverletzung verpasst.
„Ich war zwei Jahre weg, ohne internationale Erfahrung. Und dann vor 80 000 Zuschauern in so einem wichtigen Länderspiel auflaufen zu dürfen, das zeigt das Vertrauen, das der Bundestrainer hat. Ich bin froh, dass das Spiel vorbei ist und dass es für uns positiv gelaufen ist“, sagte Adler.
Sein kleiner Malus im Wettkampf mit den Konkurrenten ist die beim HSV fehlende internationale Bühne. Zieler und ter Stegen spielen mit Hannover 96 und Borussia Mönchengladbach in der Europa League, auf den unumstrittenen Neuer warten in den kommenden Wochen die ganz großen Aufgaben in der Champions League. „Für mich war es wichtig, dieses Spiel zu machen und internationale Erfahrung zu sammeln. Ich war in den letzten Jahren international ziemlich rar“, gestand Adler.