Bewegtes Fußball-Jahr für Pechvogel Özil beendet
Frankfurt/Main (dpa) - Ein verrücktes Fußball-Jahr mit dem WM-Titel als Krönung, aber auch vielen Nackenschlägen, ist für Mesut Özil vorzeitig beendet.
Anriss des Außenbandes im linken Knie - zehn bis zwölf Wochen Zwangspause: So niederschmetternd lautete die Diagnose für den Mittelfeldzauberer vom FC Arsenal nach einer Kernspinuntersuchung bei DFB-Teamarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in München. Operiert werden muss Özil immerhin nicht. Aber sechs Wochen wird das kaputte Gelenk ruhig gestellt. Rund um Weihnachten kann Özil bestenfalls wieder mit dem Aufbautraining beginnen.
Im wichtigen Qualifikations-Doppelpack für die EM in Polen und gegen Irland fehlt Özil der deutschen Fußball-Nationalmannschaft wie auch zum Jahresabschluss im November gegen Gibraltar und Spanien. Wie er sich die Verletzung zuzog, war vorerst unklar. Am Dienstag war der Gelsenkirchener als erster Spieler bei der Nationalmannschaft eingetroffen und hatte sich zu Müller-Wohlfahrt in Behandlung gegeben. Noch am Sonntag hatte er das extrem intensive London-Derby in der Premier League gegen den FC Chelsea bis zum Schlusspfiff bestritten und dabei einen müden, aber keinen verletzten Eindruck gemacht.
„Mesut ist auf einem guten Weg. Er hatte zuletzt richtig starke Auftritte für Arsenal“, sagte Löw nach seinem Besuch an der Stamford Bridge. In den englischen Medien war Özil für seine Leistung beim 0:2 der Gunners nicht so gut weggekommen - wieder einmal. Özil versucht, die Kritiker in England schon seit seinem nicht ganz freiwilligen Wechsel für 50 Millionen Euro im Sommer 2013 von Real Madrid bestmöglich zu ignorieren. Auch in dieser Saison variierten die Beurteilungen zwischen Weltklasse und komplettem Verriss.
„Die Kritik ist unfair, weil wir uns in einer Phase nach einer WM befinden“, verteidigte Arsenal-Trainer Arsene Wenger erst kürzlich seinen sensiblen Star. In Bundestrainer Joachim Löw hat Özil einen weiteren konsequenten Fürsprecher, auch wenn es für den Wahl-Engländer wechselhaft lief - wie bei der WM.
Extrem wichtig sei der 25-Jährige für seine Mannschaft, befand Löw, „weil ich weiß, dass er Spiele mit einer einzigen Aktion entscheiden und beeinflussen kann“. Beim WM-Turnier in Brasilien gelang dies auf der ungewohnten Außenbahn - auf der er auch bei Arsenal oft spielen muss - nicht. Im berauschten Weltmeister-Ensemble wirkte Özil nicht befreit - ganz im Gegensatz zur WM 2010 und EM 2012, als er zum Superstar aufgestiegen war.