Auch ohne große Leichtigkeit: Gladbach beendet Minikrise
Mönchengladbach (dpa) - Lucien Favre schlug die Hände vors Gesicht. Über die TV-Geräte im Presseraum des Borussia-Parks liefen noch einmal die Höhepunkte der Partie gegen Hertha BSC Berlin.
Und als die Bilder von Tony Jantschkes Großchance in der 78. Minute gezeigt wurden, wurde der Trainer der Gladbacher Borussia kurz von der Verzweiflung übermannt. Gefolgt von einem Lächeln, das alles über die Begegnung aussagte.
Favres Gesichtsausdruck verriet die große Erleichterung darüber, dass sein Team nach zuvor drei Niederlagen endlich wieder gewonnen hatte und nach dem verdienten 3:2 (1:1) gegen die Hauptstädter weiter oben mitmischt. Die etwas gequälte Mimik des Schweizers ließ aber auch erkennen, dass es erneut ein hartes Stück Arbeit für die „Fohlen“ war und es ihnen derzeit längst nicht mehr so einfach von der Hand geht wie noch vor ein paar Wochen, als sie in 18 Pflichtspielen nacheinander ungeschlagen blieben.
Die Leichtigkeit des Spätsommers ist verflogen, die Gladbacher wirken nach nun bereits 23 Pflichtpartien etwas überspielt. Symptomatisch für das aktuelle Auftreten der Borussia stand gegen Berlin der Treffer zum 3:1. Nach einem beherzten Ballgewinn von Granit Xhaka gelangte der Ball blitzschnell über Max Kruse und Thorgan Hazard zum eingewechselten Ibrahima Traore. Soweit erinnerte alles an die beeindruckende Erfolgsserie vom Saisonbeginn.
Doch zu jener Zeit hätte Traore den Ball locker verwandelt, vermutlich noch mit einem technischen Kabinettstückchen versehen. Dieses Mal schoss er den Berliner Peter Pekarik auf der Torlinie an, ehe Hazard den Ball doch noch zur Entscheidung in die Maschen drückte. „Das war sehr schön gespielt“, lobte Favre dennoch.
Der Gladbacher Trainer, Verzweiflung beim TV-Studium hin oder her, war bemüht, das Positive zu sehen. „Hertha ist extrem schwer zu spielen. Wir haben es gut gemacht, verdient gewonnen“, sagte Favre nach dem Erfolg gegen seinen Ex-Club. Vom Ende einer Krise wollte er nichts wissen. „Sie übertreiben ein bisschen. Passen Sie auf, die Öffentlichkeit nicht zu manipulieren.“ Sein Team habe drei Spiele verloren, das sei alles, meinte der 57-Jährige. „So etwas passiert in der Bundesliga.“
Es war auffällig, wie sehr sie am Niederrhein darauf bedacht waren, keine Anzeichen von zu großer Erleichterung zu zeigen. Wo keine Krise war, bedarf es auch keiner überschäumenden Freude. Und doch war allen deutlich anzumerken, dass der sechste Bundesliga-Erfolg in dieser Saison einer der bedeutendsten gewesen war. „Es war wichtig für uns, dass wir nicht in einen Negativstrudel geraten. Wir hatten eine dumme Phase, wo es nicht gut lief“, sagte Jantschke.
Der Verteidiger hatte die Gastgeber vor 50 190 Zuschauern bereits in der neunten Minute in Führung gebracht. Nachdem Julian Schieber Sekunden vor dem Pausenpfiff der überraschende Ausgleich für die Gäste gelungen war, führte der Ex-Berliner Raffael die Borussia in der 53. Minute wieder auf Kurs. Nach Hazards Treffer zum 3:1 (83.), kam das Anschlusstor zum 2:3 durch einen verwandelten Strafstoß von Salomon Kalou (90.+1) für die Berliner zu spät.
„Gladbach hat verdient gewonnen“, sagte Hertha-Coach Jos Luhukay, der mit seinem Team den Blick nun wieder nach unten richten muss. Für die Borussia geht es dagegen bereits am Donnerstag in der Europa League weiter. Gegen den FC Zürich soll der Einzug in die K.o.-Runde gelingen. „Das müssen wir unbedingt reißen“, sagte Jantschke. Zur Not wieder mit einem Stocher-Tor wie beim 3:1 gegen Berlin.